D’Espérance, Elisabeth

(*1855 Newcastle-upon-Tyne, England; † 20.07.1919 Kopenhagen), Pseudonym für Elisabeth Hope Reed (geb. Hope, verh. Reed), nicht-professionelles englisches Medium.
D. war schon als Kind sensitiv und somnambul. Sie war häufig krank und sah fremde „Schattengestalten“, die ihre ersten Freunde waren. Dabei dachte sie nicht an Verstorbene oder an etwas Übernatürliches. Als ihr der Arzt zu bedenken gab, dass solche Vorstellungen gefährlich sein könnten, fiel sie 1867 in eine große Krise. Das Schlafwandeln, unter dem sie litt, hörte auf und die Schatten blieben aus. Aber auch ihre Fröhlichkeit hatte ein Ende. Zu Schulschluss kam es zu einem gänzlich anderen sonderbaren Ereignis. Sie musste eine Arbeit zum Thema Natur schreiben, doch fiel ihr bis zum letzten Abend nichts dazu ein. Erschöpft schlief sie über Zettel und Schreibzeug auf dem Tisch ein. Am nächsten Morgen waren die Zettel mit ihrer eigenen Handschrift beschrieben und der Lehrer zeigte sich überrascht von der thematischen Qualität der Arbeit.
Mit 19 Jahren heiratete D. einen gewissen Reed; die Schatten tauchten wieder auf. Da hörte sie vom > Spiritismus und erzielte beim > Tischrücken beindruckende Antworten. Gegenstände bewegten sich. Auch bei Hellsehexperimenten stellten sich beachtliche Erfolge ein und beim > Automatischen Schreiben entstanden Texte, die über ihren Horizont hinausgingen.
Ein besonderer Erfolg war für sie jedoch die Versöhnung des Physikers Prof. Robert Friese in Bremen und Prof. Johann Karl Friedrich > Zöllner. Zum Bruch der beiden war es gekommen, als Zöllner auf seinen Lehrstuhl verzichtete und sich dem Spiritismus zuwandte.
Nach dem Besuch in Bremen, hielt sich D. lange in Schweden auf. Sie las Briefe in bis zu sieben Umschlägen und machte die ersten > Materialisationsversuche. Besonders bekannt wurde das materialisierte Arabermädchen „Yolande“. Zudem kam es zu Rosen-Apporten, zum Nachwachsen von Schnittblumen und zur teilweisen Dematerialisation des Mediums.
1890 wurden die ersten Fotografien ihrer Materialisationen gemacht, die später in das Buch Mediums and Daybreak Eingang fanden.
Nach Beendigung der Sitzungen im Kabinett aus Sicherheitsgründen versuchte sie ihre Fähigkeiten und „Phantome“ offen zu zeigen. 1897 veröffentlichte sie ihre Autobiografie Im Reich der Schatten, die den Eindruck einer subjektiven Echtheit ihrer Erfahrungen vermittelt. Die häufig kranke Sensitive scheint ihren unbewussten Produktionen wehrlos ausgeliefert gewesen zu sein, von wem diese auch immer verursacht wurden.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges befand sich D. in Deutschland. Sie wurde interniert, durchsucht, alle gesammelten Schriften für den zweiten Band der „Schatten“ wurden konfisziert und tauchten nie wieder auf. Die letzte mediumistische Sitzung fand am 1. Mai 1919 in Kopenhagen statt, wo sie bald darauf starb.
D. war der Forschung gegenüber offen, entäußerte sich bis über die Grenzen ihrer Gesundheit hinaus und entkam zweimal tödlichen Angriffen. Die von Alexander N. > Aksakow und Zöllner genannten zweimaligen Unregelmäßigkeiten berechtigen Fanny > Moser nicht, D. als Betrügerin hinzustellen (Okkultismus, S. 773) und damit all ihre Äußerungsformen vom Tisch zu wischen.

W.: Northern lights and other psychic stories. London: George Redway, 1899; Im Reiche der Schatten: Licht aus dem Jenseits. Berlin: Karl Siegismund, [1901].
Lit.: Aksakov, Aleksandr Nikolajevič: Un cas de dématérialisation partielle du corps d’un médium. Enquête et commentaires (1832-1903). Paris Librairie de l’art indépendant 1896; The medium and daybreak: a weekly journal devoted to the history, phenomena, philosophy, and teachings of spiritualism. Harry Houdini Collection (Library of Congress). London: J. Burns, 1870; Friese, Robert: Stimmen aus dem Reich der Geister. Leipzig: Mutze, 1879; Moser, Fanny: Das große Buch des Okkultismus, Bd. 2. München: Ernst Reinhardt, 1935; Rehboldt, Bodo: Jenseits des Grabes. Berlin: Verl. der Nation, 1964.
 

 

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