Deprivation

(Lat. deprivare, berauben), Entzug körperlicher und seelischer Bedürfnisse. Dabei lassen sich vor allem folgenden Formen unterscheiden:
Emotionale D.: Minderung oder Entzug des Gefühlsaustausches durch mangelndes Umsorgen in Form von fehlender Nestwärme, Gesprächsverschlossenheit und Zuneigung.
Perzeptive D.: Minderung oder Entzug der Information von außen durch räumliche oder gesellschaftliche Isolation.
Sensorische D.: Minderung oder Entzug akustischer, optischer oder taktiler Reize, was zu Halluzinationen und Denkstörungen führen kann. Diese Form der D. wird bei Verhören, Folterungen und Gehirnwäsche eingesetzt, aber auch in der Bewusstseinsforschung. So ließ sich in sensorischen D.-Experimenten zeigen, wie sich eine visuelle Objektwelt erst durch das Zusammenspiel von visuellen, haptischen und motorischen Erfahrungen als Außenwelt konstituiert. Die sensorische D. wird ebenso zur Erforschung von Außersinnlicher Wahrnehmung und verschiedenen Formen der Suggestion angewandt.
Beim Einschlafen und Aufwachen, wo Wachheit und Umweltkontakt reduziert sind, können gleichfalls veränderte Bewusstseinszustände auftreten, die dann als hypnagoge bzw. hypnopompe Phänomene bezeichnet werden.

Lit.: Müller, Johannes: Über phantastische Gesichtserscheinungen. Koblenz: Hölscher, 1826; Dittrich, Adolf: Empirische Dimensionen veränderter Bewusstseinszustände, in: Andreas Resch: Veränderte Bewusstseinszustände: Träume, Trance, Ekstase. Innsbruck: Resch, 1990; Seidel, Katja: Einfluss emotionaler Deprivation auf die neurochemische und strukturelle Entwicklung limbischer Strukturen und auf das emotionale Verhalten bei Nagern. Magdeburg, Univ., Diss., 2007.
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