Daimonion

D. (griech. daimónion, „innere Stimme“) lassen > Platon und > Xenophon den > Sokrates (496-399 v. Chr.) seine auf göttliche Eingebung zurückgeführte innere Stimme nennen. Dieses göttliche Zeichen hält Sokrates laut Platon von unzweckmäßigem oder ungerechtem Reden oder Handeln Gott gegenüber ab, ohne jedoch jemals einen positiven Ratschlag zu erteilen (Platon, Apol 31 c 4-32 a 3; 40 a 4-c 3).
Nach Xenophon hingegen raten die Götter Sokrates durch diese Zeichen, gewisse Dinge zu tun (Xenophon, Memorab. I, 4, 14-15; IV, 3, 12; 8, 5-6).
In der späteren platonischen Überlieferung nimmt das D. des Sokrates zunehmend die Gestalt eines bestimmen Dämons an und wird in das allgemeine Verständnis der Dämonologie einbezogen. Eine ausführliche Darstellung des sokratischen D. findet sich bei Plutarch (De genio Socratis c. 20).
Es finden sich auch Auffassungen, dass D. den Menschen von seiner Schicksalsbestimmung befreien und Auslöser paranormaler Phänomene sein könnte.
Die Annahme, dass im Christentum die Engel das D. ersetzen, trifft nicht zu, denn D. ist als Gewissen eine innere Begabung des Menschen, die überrational sein Leben lenkt. D. hat daher auch nichts mit Dämonen zu tun. > Dämon, > Dämonologie.

Lit.: Sauer, Wilhelm: Das Daimonion des Sokrates. Heilbronn: F. Oehler, 1883; Gigon, Olof: Sokrates: sein Bild in Dichtung und Geschichte. Bern: Francke, 1947.
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