Compitalia

(Lat. compitum, Kreuzweg, Scheideweg), das Larenfest an den Knotenpunkten von drei oder mehr Wegen. Dort standen Altäre, Kapellen oder andere Male (capita genannt), an denen die Bauern und ihre Diener zu den > Laren beteten, Opfer darbrachten und sich die Angrenzenden zur gemeinsamen Beratung trafen. Den Höhepunkt dieser Zusammenkünfte bildeten die C. In der Spätrepublik wurden sie noch vom Prätor in einer alten Formel acht Tage vorher im Dezember als Jahresabschlussfeier angekündigt und fanden somit wenige Tage nach den > Saturnalien statt. Zunächst nahmen an dieser Schlussfeier nur die Gutsverwalter teil. Als dann die Feiern von den Hausbewohnern und den auf dem Hof Arbeitenden begangen wurden, wandelten sich diese ländlichen C. zu einem gemeinschaftlichen Dank für das vergangene Jahr und das Gebet für das folgende Jahr sowie zur Abwehr schädigender Mächte und zur Reinigung. Die Feiern wurden immer ausgelassener, sodass sie von den Besitzern nicht mehr besucht wurden (Ci. Att. 7,7,3) und allmählich zu einem Fest für Gesinde und Sklaven herabsanken.
Die stadtrömischen C. soll König Servius Tullius, der Sohn einer Sklavin, beim Fest der Familie (lar familiaris) eingeführt haben (Plin. nat. 36, 2004). An den betreffenden Scheidewegen befanden sich Larenschreine (lares compitales) mit einer Kultnische.
In der Nacht vor der Feier wurde für jeden freien Angehörigen der familia eine Wollpuppe und für jeden Sklaven ein Wollknäuel in die Kultnische der C. gehängt. Die Sklaven konnten daran teilnehmen. Neben Opfern fanden auch Spiele statt. Während des Bürgerkrieges wurden die C. ausgesetzt, von Kaiser Augustus aber wieder eingeführt.
Zugleich mit den C. wurden zur Versöhnung des bösen weiblichen Dämons, der > Mania, Honigkuchen, Mohn und Zwiebelköpfe dargebracht.

Lit.: Der Neue Pauly: Stuttgart: Metzler, 1997, Sp. 114-116.
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