Codex Brucianus

(Lat.), koptische Handschrift. Sie ist nach dem berühmten schottischen Reisenden James Bruce (1730-1794) benannt, der sie neben vielen anderen koptischen, arabischen und äthiopischen Handschriften in Ägypten erwarb, und umfasst die beiden Bücher des Jeȗ.
Es handelte sich dabei ursprünglich um eine Papyrusschrift von 78 Blättern in desolatem Zustand, der sich infolge des feuchten englischen Klimas im Laufe der Jahre noch weiter verschlechterte, sodass sieben Blätter ganz verschwanden und 49 bis auf die Hälfte und darüber hinaus zerstört wurden. Zudem bildet der C.B. keine einheitliche Handschrift, sondern besteht aus zwei ganz verschiedenen Codices, die nur aufgrund eines gemeinsamen Fundes und späteren Kaufes zu einem Ganzen vereint sind.

Wie der > Codex Askewianus sind auch die Schriften des C.B. in dem in Oberägypten gesprochenen saidischen Dialekt des Koptischen verfasst.
Was den Inhalt betrifft, so heißt es am Beginn der ersten Abhandlung: „Dies ist das Buch von den Erkenntnissen des unsichtbaren Gottes vermittels der verborgenen Mysterien“; und in der zweiten: „damit ich euch die großen Mysterien des Lichtschatzes gebe, die niemand außer dem unsichtbaren Gott kennt“. Dabei ist der gesamte Mysterienapparat mit dem des vierten Buches der > Pistis Sophia im Codex Askewianus identisch.
Das vorliegende Doppelwerk des Jeȗ entstammt dem enkratischen Kreis der > Barbelo-Gnostiker und verdankt seinen Ursprung ebenfalls Ägypten, wo es vermutlich zu Beginn des 3. Jh. entstand. Heute befindet sich der C. in der Bodleian Library in Oxford.

Lit.: Schmidt, Carl (Hrsg.): Die Pistis Sophia. Die beiden Bücher des Jeȗ: unbekanntes Altgnostisches Werk. Berlin: Akademie-Verlag, 1962; ders.: Gnostische Schriften in koptischer Sprache aus dem Codex Brucianus. Berlin: Freie Universität, 1982.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.