Chthonisch

(Griech. chton, Erde), irdisch, unterirdisch, bildhaft gesprochen auch das, was aus den dunklen Tiefen kommt. Dazu zählen vor allem die unterirdischen Gottheiten und Kulte.
Die unterirdischen Gottheiten werden ambivalent als Lebensspender, Herren der Verstorbenen und Unheilbringer betrachtet. In Mesopotamien, Altsyrien, im hethitschen Kleinasien und im antiken Griechenland wurden solche Gottheiten als Schwurgötter oder in Flüchen angerufen. Als Herren der Verstorbenen wachsen sie gerne mit > Ahnengeistern zusammen, weshalb bei den Griechen und Römern Kinder unter ihren Schutz gestellt wurden. Bei den Griechen unterteilte man die unterirdischen Götter noch in epichthónioi und hypochthónioi – in die, welche auf, und jene, die unter der Erde herrschen. > Hades, > Persephone (Kore), > Demeter sind solche Götter.
Die unterirdischen Kulte dienten einerseits der Totenbeschwörung, wobei vorzugsweise schwarze Tiere geopfert wurden, andererseits dem Gebet um Segen und Fruchtbarkeit durch die Toten- und Ahnengeister, die in der Unterwelt wohnen und von dort aus wirken.

Lit.: Schlesier, Renate: Kulte, Mythen und Gelehrte. Anthropologie der Antike seit 1800. Frankfurt a.M.: Fischer-Taschenbuch-Verl., 1994; Burkert, Walter: Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche. Stuttgart: Kohlhammer, 22010.
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