Christussymbolik

Christus selbst hat in seinen Reden vielfach in Bildern gesprochen, die dem natürlichen Bereich entnommen sind. Dabei hat er sich gleichsam mit bestimmten Bildzeichen identifiziert, an denen die Seinen ihn erkannten. So bezeichnet er sich als das Brot des Lebens (Joh 6,35), als den wahren Weinstock (Joh 15,1), als das Durst löschende Wasser (Joh, 4,14) als das Licht der Welt (Joh 8,12), als Eckstein (Mk 12,10-12). Johannes der Täufer nennt ihn Lamm Gottes (Joh 1,37).
Im Laufe der Zeit erfanden die Kirchenväter, Theologen und Künstler weitere christologische Sinnbilder, die dem anorganischen wie dem organischen Bereich angehören. Aufbauend auf dem um 200 n. Chr. entstandenen > Physiologus, der eine Mischung aus antiken Quellen, aus Altem und Neuem Testament in allegorisierender Form ist, entstand eine reiche Tiersymbolik. Weitere Sammlungen für das Verständnis der christlichen Allegorie und Typologie sind der > Hortus deliciarum der Äbtissin Herrad von Landsberg aus dem 12. Jh., die > Legenda aurea des Jacobus de Voragine aus dem 13. Jh. und das > Speculum des Vinzenz von Beauvais aus dem 14. Jh. Das 16.-18. Jh. bietet in seinen Emblembüchern eine weitere Fundgrube christlicher Sinnbilder.
Die ersten bildlichen Darstellungen Christi finden sich in den Katakomben, wie in der des Guten Hirten (zwischen 200 und 250).Vorlage der Christusdarstellungen ist das > Acheropita, das nicht von Menschenhand gemachte Bild, welches heute mit dem Antlitz auf dem > Schleier von Manoppello identifiziert wird (Resch), und nicht das Antlitz auf dem Grabtuch, da dieses Negativ keine Anhaltspunkte für ein Positiv gab, das erst 1898 durch die Fotos von Secondo Pia bekannt wurde.

Von den rein grafischen Symbolen ist die eigentliche C., wenn auch nicht die älteste, das Kreuz, das allerdings in den Katakomben noch fehlt. Die bei weitem ältere und in den ersten Jahrhunderten verbreitetste C. ist der > Fisch (ICHTHYS). Nach Eusebius haben wir es hier mit einem Akrostikon zu tun, also einem Wort, dessen einzelne Laute die Anfangsbuchstaben anderer Worte sind: I (Jesous), CH (Christos), TH (Theou), Y (Yios), S (Soter), deutsch: Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser. Ursprünglich dürfte sich das Fischsymbol jedoch auf die Evangelien bezogen haben, wie die Berufung (Mt 4,19), den Fischfang (Lk 4,1-10) und die Speisung der Zehntausend.
Die zweite frühe C. sind das > Christogramm, das Christusmonogramm, das > Lamm (Joh 1,29.36; Offb 5,6.12ff) und die vier apokalyptischen Wesen (Offb 4 u. 5), die als Evangelistensymbole und in ihrer Gesamtheit als C. zu verstehen sind und von Hieronymus auf Christus bezogen wurden. Sie werden mit besonderen Qualitäten verbunden, z.B. Mensch: Inkarnation; Löwe: Auferstehung, Stärke; Stier: Opfertod, Priestertum; Adler: Himmelfahrt.

Lit.: Lexikon der christlichen Ikonographie. Wien: Holinek, 1959; Das Buch der Zeichen und Symbole. Graz: Verlag für Sammler, 1990; Heinz-Mohr, Gerd: Lexikon der Symbole. München: Diederichs, 1998; Resch, Andreas: Das Antlitz Christi. Innsbruck: Resch, 22006; ders.: Die wahren Weltwunder. Das Grabtuch von Turin – Der Schleier von Manoppello – Die Tilma von Guadalupe – Das Schweißtuch von Oviedo. Innsbruck: Resch, 2013 (Reihe R; 8).
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.