Christophorus

Auch Christophoros, hl. (Fest: 25. Juli), die Lebensdaten sind unbekannt, doch wird er im Morgen- und Abendland als Märtyrer hoch verehrt und gehört zu den vierzehn Nothelfern. Einer Inschrift zufolge wurde ihm am 22.09.454 in Chalkedon (heute Kadiköy, Stadtteil von Istanbul) eine Kirche geweiht (Grégoire), was für sein Martyrium spricht. Die vielen Legenden, die sich um ihn bildeten, gehen auf das 5. Jh. zurück und spalteten sich dann in einen östlichen und einen westlichen Zweig.
Der östliche Zweig berichtet von einem hundsköpfigen Menschenfresser namens Reprobus, der bei der Taufe den Namen C. und die Sprache erhielt. Er zog als Missionar nach Lykien, wo ihn Gott durch das Wunder des „grünenden Stabes“ bestätigte. Nach zahlreichen Martern wurde er enthauptet. Gott verlieh seinen Reliquien Wunderkraft und seinen Verehrern Schutz vor Unwetter und Dämonen.

Der westliche Zweig, der sich mit der Ausbreitung der Verehrung des C. entlang der byzantinischen Pilgerstraße (Ravenna, Süditalien, Sizilien, 7. Jh. Spanien) entfaltete, machte aus dem hundsköpfigen Menschenfresser den Riesen „Offerus“; das „genus canineorum“ (Hundegeschlecht) wurde im 10. Jh. durch Walther von Speyer umgedeutet zu Cananeus (der Kananäer). Im 13. Jh. erweiterte die Legenda aurea die Passio (Handschrift des 8. Jh.) um das Christusträgermotiv. Danach wollte der Riese nur mehr dem Mächtigsten dienen. Er trat zuerst beim König in den Dienst, anschließend beim Teufel, dann bei Christus. Auf den Rat eines Einsiedlers hin brachte er Pilger über einen reißenden Fluss, darunter eines Tages auch Christus in der Gestalt eines Kindes. Beim Hinübertragen offenbarte sich dieser dem unter der Last fast zusammenbrechenden C. als Herr der Welt und taufte ihn im Fluss. Die Offenbarung wurde durch den „grünenden Stab“ bestätigt.
Die Verehrung des C. breitete sich in ganz Europa aus, seit dem 16. Jh. auch in Amerika. Wegen der Verheißungen bei seinem Tod wurde er als Helfer bei Dürre, Unwetter und jeglicher Gefahr, im Osten bei Krankheiten (Patron der Ärzte) angerufen. Vom 13. bis zum 16. Jh. galt der Anblick seines Bildes als Schutz des Lebens bzw. Schutz vor einem unvorhergesehenen Tod; das erklärt auch sein Bild an Kircheneingängen, Toren und Türmen.

Als einer der vierzehn Nothelfer sollte C. zu Wohlstand verhelfen – daher der Ausdruck „christoffeln“, einen Schatz beschwören, zaubern. > Christophelbüchlein.
C. ist u.a. Patron der Pilger, Reisenden, Schiffer, Fuhr- und Bergleute, in neuerer Zeit auch des Straßenverkehrs, in Frankreich zudem der Festungsbauten. Das Stabwunder machte ihn darüber hinaus zum Schutzheiligen der Gärtner. In der Kunst wird er oft mit der Weltkugel auf der Schulter, einem Reichsapfel in der Hand als Zeichen seiner Macht sowie mit einem dürren Baum oder Ast als Stütze (Dürer) dargestellt.

Lit.: Rosenfeld, Hans-Friedrich: Der hl. Christophorus. Seine Verehrung und seine Legende; eine Untersuchung zur Kultgeographie und Legendenbildung des Mittelalters. Leipzig: Harrassowitz, 1937; Grégoire, Henri/Orgels, Paul: Byzantion. Bruxelles: Palais des Academies, 1958; Benker, Gertrud: Christophorus. Patron der Schiffer, Fuhrleute und Kraftfahrer; Legende, Verehrung, Symbol. München: Callwey, 1975.
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