Chorizanten

(Engl. dancers; franz. chorisantes; span. dansatores), ekstatische Tänzer; schwärmerische Gruppen, bei denen sich der religiöse Überschwang in wilden, ekstatischen Tänzen beider Geschlechter kundtat.
Diese Tänzer bildeten sich erstmals unter Mönchen und Nonnen in Syrien als „Eiceten“ und tauchten dann „epidemisch“ als „Kirche des Geistes“ 1374-77 im Rheinland auf, besonders in Köln, Aachen, Utrecht und Lüttich. Man sah darin Nachwirkungen altgermanischer Sonnenwendtänze („Sancti Joannis chorea“). 1418 kam es auch in Straßburg und im 16. Jh. im Breisgau zu solchen Tanzausbrüchen. Da völlig Gesunde plötzlich von der Tanzwut befallen wurden, hielt man die Tänzer für Besessene und versuchte sie durch > Exorzismen und Wallfahrten zu St. Veit-Kirchen (daher der Name > Veitstanz) zu heilen.

Eine Ähnlichkeit zu dieser mittelalterlichen Tanzbegeisterung sieht man in den Springprozessionen von Echternach und Prüm mit tranceähnlichen Folgeerscheinungen, ebenso bei den > Chlysten und der Kastraten-Sekte der Skopzen in Russland sowie bei den protestantischen Skakunen (Hüpfer) in Finnland.

Lit.: Hecker, Justus Friedrich Carl: Die Tanzwuth, eine Volkskrankheit im Mittelalter: Nach den Quellen für Aerzte und gebildete Nichtärzte bearbeitet. Berlin: Euslin, 1832; ders.: Die grossen Volkskrankheiten des Mittelalters. Historisch-pathologische Untersuchungen. Ges. und in erweiterter Bearb. hrsg. von August Hirsch. Berlin: Euslin, 1865; Algermissen, Konrad: Konfessionskunde. Paderborn: Verl. Bonifacius-Druckerei, 1969.
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