Chöd

Oder Gcod (tibet. gcod, abschneiden, durchtrennen), Meditationsmethode im Lamaismus, mit deren Hilfe man die falsche Vorstellung von einem Ich (> Atman) beseitigen will, indem man alle bösen Geister herbeiruft und ihnen seinen Körper opfert.
Die Methode geht auf die von dem indischen Asketen Phadampa Sangye († 1117) gegründete Schule des Tibetischen Buddhismus zurück und wurde von seiner Schülerin Machig Labdrön (1055-­1145) in andere tibetische Schulen eingeführt. Die Meditation selbst fand vor allem auf Leichenplätzen oder an einem viel besuchten Ort statt. Mit Hilfe eines > Mantra, einer Handtrommel und einer Trompete aus menschlichen Schenkelknochen stellte sich der Yogin das Zerschneiden seines eigenen Körpers vor. Dabei visualisierte er eine Weisheitsgöttin, die dem Körper den Kopf abschlägt, in Stücke zerschneidet und diese in die Schädelschale wirft, die wie ein Kochtopf aufs Feuer gesetzt wird. Das unsichtbare Licht, das vom Opfer ausgeht, lockt die verschiedenen Wesen und Geister an, denen das Opfer dargebracht wird.
Dieser Ritus verfolgt drei Ziele: Ausbildung von Furchtlosigkeit, Entwicklung von Mitleid gegenüber allen Wesen, sogar Dämonen, sowie Herausbildung der Einsicht des Yogin in seine eigene wahre Nichtexistenz (> Sunyata).

Die den C. Praktizierenden begründeten einst eine Mönchstradition eigenen Rechts, ihre Lehren gingen dann aber in den > Kagyü- und > Nyingma-Traditionen auf. Heute finden sich nur noch einzelne und ungebundene C.-Yogins, die vom Volk auch zwecks > Exorzismus gerufen werden.

Lit.: Kollmar-Paulenz, Karenina: Der Schmuck der Befreiung. Wiesbaden: Harrassowitz, 1993; Der kostbare Schmuck der Befreiung. Djetsün Gam-po-pa. Obermoschel: Norbu-Verl., 2007.
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