Chiffre

(Franz.; von arab. sifr, leer, als Zahl Null; engl. cipher), Zahlzeichen, Geheimzeichen.
Im 13. Jh. ging das Wort C. in seiner arabischen Bedeutung, als Null, auf die romanische und germanische Sprache über. Als sich dann in dieser Bedeutung das italienische „nulla“ durchgesetzt hatte, wurde C. zu „Ziffer“ als Zahlzeichen.

Ab dem 18. Jh. gelangte C. als Begriff für Geheimzeichen innerhalb der > Kryptologie, der Lehre von den geheimen Kodeschriften, aus dem Französischen in den deutschen Wortschatz. So sind für Johann Georg Hamann (1730-1788), der den Begriff in dieser Bedeutung in die deutsche Sprache einführte, das Buch der Natur und der Geschichte nichts als Chiffren, verborgene Zeichen, die zur Auslegung der Schrift des Schlüssels bedürfen, der die Absicht ihrer Eingebung ist. Dieser Gedanke, dass die Natur sich dem Menschen durch C. offenbare, findet sich bereits in der > Signaturenlehre des > Paracelsus. J.G. Herder, Fr. Schiller, I. Kant und Fr.W.J. Schelling verwenden den Begriff als Metapher für verschlüsselte Bedeutungen.
Nach Karl > Jaspers können außer der Natur auch der Mensch, seine Geschichte, Mythen, Kunstwerke, kann alles zur C., werden, die einen symbolhaften Blick in die unendlichen Tiefen des Seins gewährt.
In der Literaturwissenschaft wird C. auch zur Bezeichnung einer Stilfigur der Lyrik verwendet.

Lit.: Hamann, Johann Georg: Schriften. Leipzig: Insel-Verlag, 1921; Jaspers, Karl: Chiffren der Transzendenz. München: Piper, 1972.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.