Ch’i

(Chin., „Luft, Atem, Stärke“), Geist oder Lebenskraft, die nach der chinesischen Religion, Medizin und Philosophie alle Dinge durchdringt und ermöglicht. C. ist dem hinduistischen Jogabegriff > prana vergleichbar und wird in Japan ki genannt.
Zugrunde liegt dem Begriff die elementare Beobachtung, dass das Geheimnis des langen Lebens im Anhalten des Atems besteht, weshalb man im > Taoismus das Leben durch eine Vielzahl von Atemübungen zu verlängern und > Unsterblichkeit zu erlangen versucht.

Nach taoistischer Auffassung ist der Kosmos ein Ausdruck des > Tao, in den C. zum Ausgleich von > Yin und > Yang gebracht wurde. Ihre Trennung führte zur Bildung von > Himmel und > Erde, ihre Wiedervereinigung in verschiedenen Stufen ließ die „zehntausend Dinge“ (wan-wu), die Gesamtheit aller Wesenheiten und Geschöpfe erstehen: „Am Anfang, bevor Himmel und Erde getrennt wurden, gab es nur das Eine. Als dieses Eine geteilt wurde, entstanden Yin und Yang. Das, was yang-ch’i empfing, wurde leicht und klar und wurde zum Himmel; das, was yin-ch’i empfing, wurde dunkel und schwer und wurde zur Erde; das, was beides ausgewogen erhielt, wurde menschlich“ (Miyuki, S. 185).
In der Medizin verstand man unter C. die Lebensenergie, die in den Meridianen des Körpers zirkuliert und Aufbau und Wachstum desselben reguliert. Störungen der Zirkulation führen zu Krankheiten. Daneben ist C. der Atem. Beide gehören zusammen. C. bezeichnet zudem die Emotionen des Menschen.

Lit.: Miyuki, Mokusen (Hrsg.): Die Erfahrung der goldenen Blüte: d. klass. Werk über d. Geheimnis d. goldenen Blüte; d. Basistext taoist. Meditation aus d. China d. 12. Jh. München: Barth, 1984.

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