(*31.08.1786 Angers, † 08.04.1889 Paris, im Alter von fast 103 Jahren), französischer Chemiker und Begründer der modernen Theorie der Pigmente, Erforscher der tierischen Fette und Erfinder der Margarine.
C. studierte in Paris und wurde nach einer Lehrtätigkeit an Schulen 1824 Direktor der berühmten Gobelin-Teppichmanufaktur, wo-
bei er sich auf die Probleme der Färberei und damit auf die Farben selbst konzentrierte. 1830 wurde er Professor für Organische Chemie am Nationalmuseum für Naturgeschichte. 1839 veröffentlichte er sein bedeutendes Buch De la loi du contrast simultané des couleurs, in dem er der Ästhetik der Farben durch Aufzeigen ihres Simultankontrasts eine systematische Grundlage zu geben versucht. Damit beeinflusste er jene Richtungen der Kunst, die als Impressionismus, Neoimpressionismus und Orphischer Kubismus bezeichnet werden. Nach C. gibt eine Farbe ihrer benachbarten einen komplementären Stich (im Farbton). Dazu erstellte er zur Organisation der Farben einen 72-teiligen Farbenkreis, der die Farben durch verschiedene Veränderungen definiert und neben den drei subtraktiven Primärfarben (Rot, Gelb und Blau) drei sekundäre Farben (Orange, Grün und Violett) sowie sechs sekundäre Mischungen enthält.
C. war zudem davon überzeugt, dass sich die verschiedenen Farbtöne und ihre Harmonie durch Beziehungen zwischen Zahlen festlegen lassen. Er sprach von einer „Harmonie der Analogie“ und von einer „Harmonie des Kontrastes“. Ein Gesetz der Farbharmonie konnte er allerdings nicht finden.
Bereits ab 1840 begann sich C. auch für das Wahrsagen mit dem > Pendel zu interessieren, das er über dem Alphabet zu verschiedenen Fragen schwingen ließ. Dabei gelangte er zur Feststellung, dass die Ausschläge durch unbewusste Muskelbewegungen des Pendlers zustande kommen, der, ohne es zu wissen, die Fragen beantwortet. Diese Auffassung vertritt er auch in seinem Bericht von 1853 über die Untersuchungen der von der Akademie der Wissenschaften ernannten Kommission zum Studium zweier Phänomene, die großes Aufsehen erregten: die „Suche nach unterirdischem Wasser mit dem Pendel“ und „die Bewegung beim Tischrücken“, wie seinem Buch De la Baguette divinitoire (1854) zu entnehmen ist.
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