Chai

(Chin., „Fasten“), formelles > Fasten, das sich zu einem der wichtigsten Feste im religiösen > Taoismus entwickelt hat. Bei diesem Fest bekennen die Schüler gegenüber ihrem Lehrer oder Meister ihre Verfehlungen, die als Ursache aller Krankheiten gelten. Jede Tao-Schule feiert ihre eigenen Fastenfeste, die mehrere Tage dauern können. Das Ritual beginnt allgemein damit, dass sich die Teilnehmer im Versammlungsraum, meist in Höfen taoistischer Klöster, zerzaust oder mit Kohlenstaub bzw. Schmutz beschmiert einfinden, um Bußfertigkeit zu bekunden. Unter Trommelwirbel ruft dann der Zeremonienmeister die verschiedenen Gottheiten an, die dem Fest beiwohnen sollen. Die Teilnehmer sprechen die 12 Gelübde der Reue und bekennen anschließend unter rhythmischem Trommeln ihre Sünden. Die dreimalige Wiederholung dieses Rituals mit nur einer Mahlzeit pro Tag führt zu physischer Erschöpfung und mündet in ekstatische Zustände. In diesem Zustand werfen sich die Teilnehmer auf den Boden und wälzen sich im Staub, um ihre Reue zu bekunden und innere Läuterung und Gesundheit zu bewirken.

Lit.: Kaltenmark, Max: Lao-tzu und der Taoismus. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1981; Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern: Scherz, 1986; Blofeld, John: Der Taoismus. Augsburg: Weltbild-Verlag, 2004.
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