Cevennische Inspirierte

Hugenotten in den Cevennen, die sich nach Aufhebung des Edikts von Nantes (1685), das sie und ihren Glauben geschützt hatte, 1701-1705 im sogenannten Cevennenkrieg verzweifelt gegen die Neuordnungen Ludwigs XIV. zur Wehr setzten. Dieser Krieg, geführt von den Kamisarden (franz. Camisards, Blusenmänner), wie die Hugenotten in den Cevennen genannt wurden, die Abkömmlinge der > Waldenser waren und sich im 16. Jahrhundert der Reformation angeschlossen hatten, endete mit der Entvölkerung der Cevennen. Dabei kam es zu besonderen Verhaltensformen. Einige zeigten Ähnlichkeiten mit den Somnambulen, wie die Schäferin Isabeau Vincent. Bei ihren Anfällen reagierte sie weder auf Rufen oder Schütteln noch spürte sie Stechen oder Brennen, sang aber Stunden lang Psalmen und konnte sich nach dem Aufwachen an nichts erinnern. Auch bei den „Gottesdiensten“ in der Einöde (assemblées du désert) und in den Feldlagern waren Ekstasen häufig. Dies kam jedoch nicht von ungefähr, hatte doch Pierre Jurieu, ein Anhänger der Reformer, bereits 1685 zur Vorbereitung der Gemüter auf den Kampf eine Schrift verfasst, worin er den binnen fünf Jahren bevorstehenden Sturz der Kirche und die Rückkehr der Reformation in Frankreich ankündigte. Es entstanden sog. Prophetenschulen. Bei Massenversammlungen ließen sich Personen auf den Rücken fallen, gerieten in Konvulsionen und sagten, dass sich ihnen der Hl. Geist mitteile.
Nach diesem ersten Ausbruch von 1688 loderte im Jahre 1702 mit Beginn des Erbfolgekrieges die erstickte Flamme wieder auf und führte zum Cevennenkrieg, den die „Propheten“ leiteten.

Lit.: Jurieu, Pierre: Préjugez légitimes contre le papisme. Amsterdam: Desbordes, 1685; Tieck, Ludwig (Hg): Aufruhr in den Cévennen. Bergisch Gladbach: Ed. La Colombe, 2009.
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