Buschmänner (Buschleute)

Oder „San“ (ein „Khoekhoen“-Wort; Khoekhoen = Bezeichnung für eine kulturell und sprachlich eng miteinander verwandte Völkergruppe in Südafrika und Namibia), auch Basarwa genannt, gelten als die Urbevölkerung des südlichen Afrika. Sie stehen möglicherweise sogar an der Wurzel des menschlichen Stammbaumes.
Als Nomaden entwickelten sie als „rote Völker“ über Jahrtausende hinweg faszinierende Überlebensstrategien in der Dornbuschsteppe und in den Wüstengebieten der Kalahari. Ab dem 15. Jh. wurden sie von Bantu sprechenden Gruppen immer weiter abgedrängt. Dann verfolgten sie die Europäer, ausgenommen in Botswana. Heute bilden die B., zurückgedrängt in unwirtliche Steppen- und Bergregionen, die kleinste Minderheit im Vielvölkerstaat Namibia. Wegen ihrer ausgewachsenen Körpergröße von 1,40 m bis 1,60 m wurden sie manchmal als Pygmäen bezeichnet, stehen aber mit diesen in keiner Beziehung.

Die weltanschaulichen Vorstellungen der B. haben sich vor allem in ihren erstaunlichen  Felsmalereien niedergeschlagen. Seit ihrer Entschlüsselung wissen wir, dass für die B. die meisten Felszeichnungen religiöse Bedeutung hatten. Ihre Religion dreht sich um den Wunsch nach übernatürlichen Kräften. Dieser Kräfte bedienten sich die > Schamanen oder > Medizinmänner in > Trancezuständen, um Personen zu heilen, um Regen zu machen und um dem Geist des Schamanen eine außerkörperliche Reise zu ermöglichen. Während dieser „Reise“ suchte und steuerte er wilde Tiere oder er beschützte Freunde und Verwandte. Wenn er in einen solchen Zustand verfiel, nahm er die Gestalt eines Tieres, z.B. eines Löwen, an, oder er hatte das Gefühl, fliegen zu können. Diese schamanischen Erfahrungen sind es, die auf Tausenden von Felszeichnungen in ganz Südafrika festgehalten sind.
Auch heute noch befragen die B. vor der Jagd ein > Orakel aus Tonstücken, glauben an krankmachende Geister und an Heilung durch Trancetänze. Jedes Gruppenmitglied, das besondere spirituelle Fähigkeiten besitzt, kann als Geistheiler oder -heilerin (meist ältere Frauen) tätig sein. Da die B. die Wirkungen verschiedener Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung gut kennen, kommen zudem pflanzliche Heilmittel zum Einsatz.
Auch von Gebeten am Grab eines > Ahnen ist die Rede. Ein höheres Wesen nennen sie Huwe und reden es mit Vater an.

Lit.: Moszeik, Otto: Die Malereien der Buschmänner in Südafrika. Mit 173 Abb. und 3 Tf. Berlin: Reimer, 1910; Heine, Bernd: Die Sprachen Afrikas. Hamburg: Buske, 1981; Thurner, Ingrid: Die transzendenten und mythischen Wesen der San [Buschmänner]. Eine religionsethnolog. Analyse hist. Quellen. Wien: Stieglmayr, 1983; Smith, Noël: Das Weltbild der Buschmänner: eine Deutung der prähistorischen Felsbildkunst im südlichen Afrika. Königstein/Tn.: Eigenverl. Smith Publ., 2002.
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