Bulle

(Lat. bulla, Kapsel), Siegel, Urkunde.
1. Metallsiegel, die von Souveränen verwendet wurden. Seit dem 12. Jh. trugen B.n aus Blei den Namen des Papstes und auf der Rückseite die Porträts von Petrus und Paulus.
2. Ab dem 13. Jh. wurden Urkunden mit Metallsiegeln als B.n bezeichnet. Die unterschiedlichen Bezeichnungen: bullae consistoriales, curiales, camerales, comunes, secretae, clausae usw. verweisen auf Ort, Art, Weise und Form der Ausstellung. Zitiert werden die B.n nach den ersten Worten der Arenga.
Den Bereich der Paranormologie tangieren folgende Bullen:

1199:  Vergentis in senium (Innozenz III.): Maßnahmen zur Ketzerbekämpfung
1252:  Ad extirpanda (Innozenz IV.): Gestattung der Folter in Inquisitionsverfahren
1484:  Summis desiderantibus (Innozenz VIII.): Gegen Hexerei
1559:  Index librorum prohibitorum: Bücherverbot
1568:  In coena Domini (Pius V.): Gegen Unterstützer der Häresie
1586:  Coeli et terrae creator (Sixtus V.): Gegen die Astrologie
1738:  In eminenti apostolatus specula (Clemens XII.): Verurteilung der Freimaurerei

Die Verordnungen dieser B.n haben heute nur mehr historischen Wert. 
Im 20. Jh. wurden nur noch selten päpstliche Bullen erlassen, etwa zur Inkraftsetzung des Kirchenrechts (CIC) 1917 und zur Einberufung des Heiligen Jahres. Für Lehrtexte des Papstes wird seit 1740 häufiger die Form der Enzyklika gewählt, für Rechtsakte die Apostolische Konstitution. 

Lit.: Martini, Aldo: I sigilli d’oro dell’Archivio Segreto Vaticano. Mailand: F.M. Ricci, 1984; Frenz, Thomas: Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit. 2. aktual. Aufl. Stuttgart: Steiner, 2000 (Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen; 2).
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