Bücher Mose

1. Die ersten fünf Bücher des AT, die in Anlehnung an die LXX (Septuaginta) auch Pentateuch (griech., fünf Schriftrollen) genannt werden. Es sind dies: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium, die fast unverändert in das Lateinische übernommen wurden. Die Juden nennen diese Bücher Tora, Weisung, Gesetz. Der Pentateuch ist eine komplexe Zusammenführung von Quellenschriften, die im 5. Jh. v. Chr. die vorliegende Endgestalt erhielten.
2. Neben diesen Büchern sind noch die Apokryphen Schriften zu nennen, die unter dem Namen Mose kursieren, so Moses-Apokalypse, Moses-Himmelfahrt, Moses-Testament.

Im 4. Jh. erschien dann eine Schrift unter dem Titel Das achte und zehnte Buch Moses, ein Papyrus, der zu den Papyri Graecae Magicae zählt und ein langes Ritual, eine Unterweisung durch den Erzengel, ein Gebet Mose an die Mondgöttin > Selene sowie einen Hinweis auf einen Schlüssel des Moses enthält, in dem zusätzliche Riten und Geheimnamen zu finden sind. Die Bezeichnung 8. und 10. Buch erklärt sich dahin, dass diese Zahlen in der spätantiken Symbolik als vollkommen galten. Moses wurden noch weitere Bücher zugeschrieben, so Das Schwert des Mosis (Bloch, 7), eine Zusammenstellung von Zaubersprüchen aus dem Mittelalter in hebräischer Sprache, in Nachahmung ähnlicher Titel magischer Schriften in den ersten christlichen Jahrhunderten als Ergänzung der fünf Bücher Mosis.

3. Im 18. Jh. erschienen dann erste magische Rezeptbücher mit angeblichen Beschreibungen von Zauberkünsten des Moses am Hof des Pharao. Am 28. März 1797 wurde im „Allgemeinen Literarischen Anzeiger“ ein VI. et VII. Liber Mosis angeboten und 1849 erschien auf dieser Basis beim Verlag Scheible in Stuttgart das 6. und 7. Buch Mosis in einem Band, das bis heute die verschiedensten Auflagen erlebte. Es handelt sich dabei um ein > Grimoire, ein > Zauberbuch mit einem Gemisch aus volkstümlichem Zauber und fragwürdigen Hausmitteln.

Darüber hinaus kursiert noch das „Buch Jezirah“ mit dem sechsten, siebten, achten, neunten, zehnten und elften Buch Moses.

Sicher ist, dass eine Anzahl der > Höllenzwänge Fausts sich auf die „Tradition des 6. und 7. B. M. Bibliae Arcano Magicae“ (Scheible, 5, 1107) wie auch auf das Buch „Beschwörung des Moses“ (Buch Jezirah, 51) bezieht.

Ferner gibt es bereits ein Zwölftes und Dreizehntes Buch Moses und vermutlich kommen noch weitere hinzu. Doch wenngleich diese Veröffentlichungen häufig auf die besonders getreue Beachtung der Wiedergabe alten Wissens verweisen, sind die wiedergegebenen Texte zumeist kunterbunt aneinandergereiht und oft ganz verschiedener Herkunft, sofern sie nicht einfach rückdatiert werden. So enthält ein B. des heutigen Büchermarktes zwei Bücher als „magisch-sympathetischen Hausschatz“ mit volksmedizinischen Anweisungen zur Pflege der geistigen und körperlichen Gesundheit, ein Buch zur „Schule magischer Wunderkräfte“, wie sie von der Kabbala mitgeteilt wurden, ein „Romanus-Büchlein oder Gott der Herr bewahre meine Seele“, eine „Engel-Hülfe zu Schutz und Schirm in großen Nöten“, „Das heilige Sales-Büchlein oder die Glücks-Ruthe“ und schließlich das Buch „Der wahrhaftige feurige Drache oder die Herrschaft über die himmlischen und höllischen Geister und über die Mächte der Erde und Luft“ nebst einem Postskriptum aus dem großen Buch von König Salomo. Als Vorlage wird ein in Frankreich aufgefundenes Manuskript von 1522 genannt.
Gleich den frühesten Texten, die Moses als dem großen Magier zugeschrieben wurden, sind auch diese Texte vor allem auf ihren Realitätsgehalt zu überprüfen, besonders dort, wo es um körperliche und seelische Gesundheit geht, zumal die reine geschichtliche Absicherung diesbezüglich nichts besagt.

Lit.: Codex Pseudepigraphus Veteris Testamenti/Collectus Castigatus, Testimoniisque, Censuris & Animadversionibus illustratus à Johanne Alberto Fabricio, SS. Theol. D. & Professore Publ. in Gymnasio Hamburgensi. Hamburg; Leipzig: Liebezeit, 1713; Scheible, J.: Das Kloster: weltlich und geistlich; meist aus der ältern deutschen Volks-, Wunder-, Curiositäten-, und vorzugsweise komischen Literatur; zur Kultur- und Sittengeschichte in Wort und Bild. Stuttgart: Thomas, 1845; Wessely, Karl: Griechischer Zauberpapyrus von Paris und London. (Wien), 1888; Dieterich, Albrecht: Abraxas: Studien zur Religionsgeschichte des späteren Altertums; Festschrift Hermann Usener zur Feier seiner 25-jährigen Lehrtätigkeit an der Bonner Universität dargebracht. Leipzig: Teubner, 1891; Bloch, Philipp: Geschichte der Entwickelung der Kabbala und der jüdischen Religionsphilosophie. Berlin: Poppelauer, 1894; 6./7.;
Das Buch Jezira, das ist das grosse Buch der Bücher Moses; das sechste, das siebente, das achte, das neunte, das zehnte und das elfte: aus ältesten kabbalistischen Urkunden; Kabbala denudata; Offenbarungen aus den Büchern Moses; Das Geheimnis aller Geheimnisse; sämtliche 40 Hauptwerke über Magie, verborgene Kräfte und geheimste Wissenschaften. Frankfurt a. M.-Süd: Merkur-Verl., Kirchhoff, 1922; 6., 7. [Sechstes, siebtes] Buch Moses. Berlin: Kramer, 1979; Daxelmüller, Christoph: Zauberpraktiken. Eine Ideengeschichte der Magie. Zürich: Artemis und Winkler, 1993; Bauer, Wolfgang (Hrsg.): Das Sechste und Siebente Buch Mosis, sein wahrer Wert und was das Volk darin sucht. Berlin: Karin Kramer-Verlag, 1996; Sechstes und siebentes Buch Mosis: oder der magisch-sympathetische Hausschatz; das ist Mosis magische Geisterkunst, das Geheimniß aller Geheimnisse. Leipzig: C.R. Hülsemann, o.J.; Das 13. Buch Moses: Lehre der Lebensweisheit und Menschenerkenntnis, eine göttliche Offenbarung der All-Natur und der Welt der Geister; die Morgenröte der nahen Zukunft; die Krone der Unsterblichkeit. Graz: Ed. Geheimes Wissen, 2008.
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