Buch

(Engl. book; fr. livre; it. libro), grafische Materialsammlung geistig-immaterieller Inhalte in handlicher Form zur Konservierung und Weitergabe von symbolischen oder schriftlichen Inhalten. Die UNESCO definiert ein B. als gedruckte, der Öffentlichkeit verfügbar gemachte, nichtperiodische Veröffentlichung mit mindestens 49 Seiten und Umschlag.
Die ältesten Vorläufer des B. sind die Tontafeln des 3. vorchristlichen Jahrtausends bzw. die Papyrusrollen der Ägypter, von denen das älteste bekannte Exemplar über 5000 Jahre alt ist. Die Papyrusrollen wurden dann ab dem 1. Jh. allmählich vom römischen Codex abgelöst, der aus mehreren Lagen Pergament bestand, die in der Mitte gefaltet und zusammengeheftet wurden. Er ist somit der unmittelbare Vorläufer des heutigen B.

Als ausgezeichneter Kulturträger und unentbehrliches Kommunikations- und Traditionsmittel wurde das B. zum Symbol des Wissens und der > Weisheit. Durch die zu einer Einheit zusammengefügten Blätter und Schriftzeichen ist es zudem Sinnbild der Totalität des Universums, weshalb man verschiedentlich auch der Vorstellung von einem Liber Mundi (B. der Welt) begegnet. Je nach Inhalt ist die Rede vom „heiligen“ Buch, wie bei der > Bibel, dem > Koran und anderen religiösen Schriften, im Gegensatz zum „unheiligen“ Buch, wozu je nach Einstellung ebenfalls sogar die Bibel gezählt wird.
Die Bibel selbst kennt das Buch des Lebens (Ps 69,29; Offb 3,5), das Buch mit sieben Siegeln (Offb 5,6). Der > Rigveda wurde nach altindischer Überlieferung aus > Brahman ausgehaucht. Das heilige Buch der Sikh (> Adi-Granth) wird im Tempel zu Amritsar auf seidenem Kissen als der lebendige Sahib (Herr) verehrt. Der Koran soll schon vor seiner historischen Aufzeichnung im Himmel existent gewesen sein.
Der Schwörende legt seine Hand auf das heilige B. Das B. ist Attribut von > Aposteln, > Evangelisten, Heiligen und Gelehrten. Das Essen eines Buches oder einer Buchrolle bedeutet die Aufnahme des göttlichen Wortes in das > Herz. Das geschlossene Buch ist ein Symbol des Möglichen und Geheimnisvollen.

Bei > Paracelsus, Joh. > Arndt und Jakob > Böhme verbindet sich das B. als Lehre der Natur mit der > Signaturenlehre.
Das B. kann aber auch das tote Buchwissen symbolisieren. „Unser Schulbuch sei vernichtet“ (Schiller: „An die Freude“, 1786). „Es nimmt kein Ende mit dem vielen Bücherschreiben, und viel studieren ermüdet den Leib“ (Koh 12,12). Wer nicht im B. des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen (Offb. 20,15).

Lit.: Koep, Leo: Das himmlische Buch in Antike und Christentum: eine religionsgeschichtliche Untersuchung zur altchristlichen Bildersprache. Bonn: Hanstein, 1952; Loerke, Wilhelm: Der Codex purpureus Rossanensis: Buch, Kunstobjekt. Roma: Salerno Ed. [u.a.], 1985; Müller, Inga-Kirsten: Buch und Bibliothek als Symbol in der europäischen Malerei und Grafik. Ein exemplarischer Überblick von der Antike bis zur Gegenwart. Hannover, Fachhochsch., Dipl.-Arb., 1997; Funke, Fritz: Buchkunde: ein Überblick über die Geschichte des Buches. München: Saur, 1999.
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