Buch, Goldenes und Schwarzes

„Tugendbücher“ des heiligen > Nikolaus von Myrna (4. Jh.). Beim Einkehrbrauch des hl. Nikolaus am 6. Dezember übernimmt dieser die Rolle eines gütigen Richters, der nach dem Volksglauben sein Wissen um die Tugenden der betreffenden Personen dem „Goldenen Buch“ und jenes über die Untugenden dem „Schwarzen Buch“ entnimmt. Die Vorstellung von himmlischen, von Gott oder Göttern geführten Büchern, hat eine alte Tradition. So hatte der ägyptische Götterhimmel in > Thot, der babylonische in > Nabo einen Schreibergott. In der Bibel ist die Rede vom > Buch des Lebens als Verzeichnis der Guten: „Wer nicht im Buch des Lebens verzeichnet war, wurde in den Feuersee geworfen (Offb 20,15; Ex. 32,32f; Dan 21,1; Ps 69,29; Offb 3,5). Danach werden auch die Toten beurteilt: „Und Bücher wurden aufgeschlagen; auch das Buch des Lebens wurde aufgeschlagen. Die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war“ (Offb 20,12).
Das Buch ist das biblische Symbol der Allwissenheit Gottes. Der hl. Nikolaus belohnt an seinem Festtag nach alter Tradition in Befolgung der Aufzeichnungen der himmlischen Bücher die Guten mit Gaben, die Bösen lässt er leer ausgehen und ermahnt sie zum Guten.

Lit.: Meisen, Karl: Nikolauskult und Nikolausbrauch im Abendlande: eine kultgeographisch-volkskundliche Untersuchung. Düsseldorf: Schwann, 1981; Becker-Huberti, Manfred: Der heilige Nikolaus: Leben, Legenden und Bräuche. Köln: Greven-Verl., 2005.
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