Brust

Der obere Teil des Rumpfes oder auch einfach die Brustdrüse (Mamma). Sie gilt als der Sitz des Empfindens und Fühlens. Die beiden Brüste der Frau kennzeichnen die Idole frühgeschichtlicher Fruchtbarkeitskulte. So verehrte man die vielbrüstige „Diana von Ephesus“ (Artemis polymastos) als Ernährerin der Welt. Die entblößte B. der Frau gehört zur Ikonographie antiker Göttinnen, insbesondere der Liebesgöttin > Aphrodite (römisch > Venus). Maria, die Gottesmutter, stillt als Galactotrophusa (griech. galax, Milch; trophein, nähren) mit entblößter B. ihr Kind. Im Speculum humanae salvationis („Spiegel des menschlichen Heils“, 14. Jh.) zeigt Maria ihre entblößte B. dem Weltenrichter Christus, dem eine Frau aus der Menge zurief: „Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat“ (Lk 11,27).
In der ägyptischen Kunst entstanden Darstellungen der Göttin > Isis, die den Horusknaben stillt. Zwei Brüste auf einer Schale sind ein Attribut der hl. > Agatha, der nach der Legende beide Brüste zum Zeichen tiefster Demütigung und Vernichtung der Identität und Fruchtbarkeit abgeschnitten wurden.

Lit.: Speculum humanae salvationis: cum speculo S. Marie virginis. [Augsburg]: [St. Ulrich und Afra mit Typen Günther Zainers], 1473; Olbricht, Ingrid: Die Brust: Organ und Symbol weiblicher Identität. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 1989; Gaitzsch, Wolfgang: Antiker Fruchtbarkeitskult auf dem Lande. Die Matronenverehrung in Eschweiler-Fronhoven. Köln: Römisch-Germanisches Museum, 1990; Gödtel, Reiner: Die Brust: Signal, Symbol, Organ. Berlin [u.a.]: Springer, 1993.
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