Brautgemach

(Griech. nymphon, koinon; engl. nuptial chamber), „Heilige Hochzeit“ (> Hieros gamos) zwischen dem Gottkönig und einer die Göttin repräsentierenden Priesterin in einem eigens für diesen Zweck errichteten Gemach in sumerischen Tempeln. Nach gnostischer Vorstellung wird diese Hochzeit als Vereinigung zwischen Gott und einer einzelnen Seele geschildert. Nach ihrer Bekehrung (griech. metanoia) und Rettung vereinigt sich die Seele mit dem Erlöser-Bräutigam im Himmel.
Das B. ist insbesondere im Valentinianischen Philippusevangelium Gegenstand umfangreicher Spekulationen. Es wird zum Symbol der göttlichen Einheit, denn Braut und Bräutigam werden nicht als verschiedene Personen, sondern vielmehr als verschiedene Aspekte ein und derselben Wesenheit verstanden. Dabei wird die Vereinigung im spirituellen Sinn der weltlichen Hochzeit, die auch „Hochzeit der Befleckung“ genannt wird, gegenübergestellt. Die Valentianischen Gnostiker betonen damit, dass sie einen geschlechtlichen Vollzug der Hochzeit ablehnen.

Lit.: Gaffron, Hans Georg: Studien zum koptischen Philippusevangelium unter besonderer Berücksichtigung der Sakramente. Bonn, Univ., Evang.-Theol. Fak., Diss., 1968, 1969; Das Philippus-Evangelium: (Nag-Hammadi-Codex II,3)/neu hrsg., übers. und erklärt von Hans-Martin Schenke. Berlin: Akad.-Verl., 1997.
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