Brandopfer

Verbrennen von Tieren, Menschen oder Gegenständen zur Versöhnung und Huldigung einer Gottheit oder Abwendung von Unheil. Von B., auch Ganzopfer genannt (weil für gewöhnlich ganze Tiere verbrannt wurden), ist vor allem im Alten Testament die Rede: „Dann baute Noach dem Herrn einen Altar, nahm von allen reinen Tieren und von allen reinen Vögeln und brachte auf dem Altar Brandopfer dar“ (Gen 8,20). Aus dem Alten Reich in Ägypten ist eine Kulthandlung bezeugt, die das „Feuerbecken hinsetzen“ genannt wird. In alten Festlisten hat sie sogar einem Fest den Namen gegeben. Gegenstand der Kulthandlung ist ein Speiseopfer, bei dem Fleisch gebraten vorgelegt und beim Opfermahl verzehrt wird. Bei den Griechen beschreibt Homer in den ersten Zeilen des dritten Buches der Odyssee, wie der junge Telemach, Sohn des Odysseus, König Nestor trifft, um in Pylos schwarze Stiere zu opfern. Solche B. wurden in vielen Religionen vollzogen.
Auch B. von Menschen waren weit verbreitet, sodass sogar der Prophet Jeremias dies anprangert: „Auch haben sie die Kulthöhe des Tofet im Tal Ben-Hinnom gebaut, um ihre Söhne und Töchter im Feuer zu verbrennen, was ich nie befohlen habe und was mir niemals in den Sinn gekommen ist“ (Jer 7,31). Julius Caesar berichtet, dass die Gallier Körbe mit lebendigen Menschen füllten, um sie darin zu verbrennen. Die > Druiden hatten die Opferung zu überwachen.

Da die Opfer ursprünglich feuerlos waren, gehört das Verbrennen nicht grundsätzlich zum Opfer, verleiht ihm aber eine besondere Eigentümlichkeit. So kommt dem Feuer beim B. eine besondere symbolische Bedeutung zu. Das Stoffliche der Opfergabe wird durch das > Feuer vernichtet und verfeinert, sodass es sich mit dem Himmlischen vermischt. Ferner hat das Feuer eine abwehrende Kraft, indem es das Unheilvolle abwendet. Daher verbrannte man Unheilsbilder der Dämonen, um den Dämon selbst auszutilgen; Puppen, Strohmänner oder Katzen in einem verschlossenen Korb, um Hagel abzuwenden (Kehrein, 142 ff.).

Lit.: Darby, John Nelson: Die Vorbilder des dritten Buches Mosis, betr. das Brandopfer … u. das Sündopfer. Aus dem Französischen. Barmen, 1854; Kehrein, Joseph: Volkssprache und Volkssitte in Nassau: ein Beitrag zu deren Kenntniß. Bonn: Habicht, 1872; Bonnet, Hans: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränd. Aufl. Berlin: Walter de Gruyter, 2000; Caesar, Gaius Iulius: Der gallische Krieg: lat.-dt. = De bello Gallico. Hrsg. und übers. von Otto Schönberger. Studienausg. Düsseldorf u.a.: Artemis & Winkler, 62006.

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