Brakteaten

(Griech. brachein, knittern), Heilszeichen, die als Anhänger getragen wurden. Es handelt sich dabei um Münzen, die auf einen dünnen Schrötling (Münzrohling) einseitig aufgeprägt oder einseitig auf Goldstücke mit Herrscherfigur (Pferd, Bukephalos, Reiterkopf, Kaiserbild) gestanzt wurden.
Die frühesten B. wurden im 6. Jh. v. Chr. in Italien auf zwei dünne Silberrohlinge von achäischen Städten und in Sizilien geprägt. Die nächsten B. waren dann goldene einseitige Abdrucke mit hohler Rückseite, meist von wirklichen Münzen (4.-2. Jh. v. Chr.), die zum Teil in Gräbern gefunden und dem Toten wohl anstelle von Münzen ins Grab gegeben wurden. Allgemein handelt es sich um Nachbildungen antiker Münzen.

Aus dem 5. und 6. Jh. sind die im Norden gefundenen B. Davon stammen 300 aus Dänemark, etwa 190 aus Schweden, ca. 160 aus Norwegen, knapp 30 aus England und ca. 20 vom europäischen Festland südlich von Dänemark. Seit dem 19. Jh. unterscheidet man vier Haupttypen: A-B.: Männerkopf im Profil; B-B.: ein bis drei menschliche Figuren, teils in Tierbegleitung; C-B.: Männerkopf im Profil über einem Vierbeiner: D-B.: einzelne Tiere oder Tierornamentik. Etwa die Hälfte aller B. gehört zur Gruppe C, ein Viertel zu D-B. Etwa ein Drittel all dieser nordischen B. tragen auch Runeninschriften, die aber nur zum Teil lesbar sind. Die eigentliche Bedeutung der nordischen B. besteht darin, dass sie in der bildlichen Darstellung die Imitation des römischen Kaisers rasch zu Gunsten der Darstellung nordischer Vorstellungen aufgaben und damit eine Fülle religiösen Bildmaterials für eine im wesentlichen schriftlose Zeit bieten.
Viel später wurden B. auch mit frei erfundenen Darstellungen von Rechtsbräuchen und Heiligenlegenden versehen.

Lit.: Wörterbuch der Münzkunde/In Verbindung mit … hrsg. von Friedrich Frhr v. Schrötter. Berlin: de Gruyter, 1970; Germanische Religionsgeschichte: Quellen und Quellenprobleme/hrsg. von Heinrich Beck. Berlin [u.a.]: de Gruyter, 1992; Die mittelalterlichen Brakteaten im Kestner-Museum Hannover/Frank Berger. Hannover: Kestner-Museum, 1993; Münzen der Mainzer Erzbischöfe aus der Zeit der Staufer. Katalog der Brakteaten im Münzkabinett des Stadtarchivs Mainz/Wolfgang Dobras (Bearb.). Mainz, 2005.
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