Bozzano, Ernesto

(* 09.01.1862 Genua; † 24.01.1943), entstammte einer vornehmen genuesischen Familie, interessierte sich schon früh für das Studium, musste dieses aber auf Druck des Vaters mit vierzehn Jahren unterbrechen und einen Beruf ergreifen, der ihm nicht entsprach. B. bildete sich jedoch mit besonderer Vorliebe für die Naturphilosophie, insbesondere jene des Engländers Herbert Spencer (1820-1903), als Autodidakt fort. In dieser positivistischen Einstellung konnte das Urteil über das Paranormale zunächst nur negativ sein. Die Lektüre einiger Artikel, die in der von ihm abonnierten Revue Philosophique erschienen, zwang ihn allerdings, sich auch damit zu befassen. Einer dieser Artikel beeindruckte ihn sehr und mit dem Erscheinen der beiden bekannten Bücher Phantasms of the Living von > Gurney, > Myers und > Podmore sowie Animismus und Spiritismus von Alexander > Aksakow begann er sich für Telepathie und Spiritismus zu interessieren, ein Thema, das zur damaligen Zeit viele Wissenschafter in Europa und Amerika aufgriffen.
Von 1891 an bis zu seinem Tod widmete sich B. schließlich in großer Einsamkeit dem Studium der Metapsychologie. Auf der Grundlage der Vergleichs- und Konvergenzanalyse entwickelte er eine wissenschaftliche Untersuchungsmethode der paranormalen Phänomene und begann die größtmögliche Zahl an Nachrichten über paranormale Ereignisse zu sammeln. Dadurch kam er in Verbindung mit sehr vielen bedeutenden Personen, wie William > Crookes, Oliver > Lodge und Charles > Richet, ohne selbst je an einem nationalen oder internationalen Kongress teilzunehmen. Von besonderer Relevanz waren seine Begegnungen mit Miss Maude Bubb und Gastone > De Boni. Bubb schickte ihm die englischen Veröffentlichungen und übersetzte seine Artikel für angelsächsische Zeitschriften. De Boni, dem er 1929 das erste Mal begegnete, wurde sein engster Mitarbeiter und Erbe seines großen Nachlasses.

Neben dieser umfangreichen Tätigkeit als Sammler und Kommentator nahm er auch an Sitzungen teil, die vom Circolo Minerva veranstaltet wurden. Wichtig waren zudem die Sitzungen mit Eusapia > Palladino und jene in Millesimo in der Nähe von Savona, wo er das Phänomen der > direkten Stimme erlebte. Als Leiter der Sitzungen verfasste B. genaue Berichte, die in der 1900 gegründeten Zeitschrift > Luce e Ombra und schließlich als Buch veröffentlicht wurden.
Die letzte Zeit seines Lebens war wegen ökonomischer und gesundheitlicher Probleme sehr beschwerlich. B. starb in der vollen Überzeugung, dass die gesamte paranormale Phänomenologie nicht an das Biologische, sondern das Psychisch-Geistige gebunden sei.

In seinem arbeitsreichen Leben veröffentlichte er 52 Werke, die sich mit allen Gebieten der Paranormologie befassen: Telepathie, Hellsehen, Psychokinese, Geistererscheinungen, Spiritismus.

W.: Ipotesi spiritica e teorie scienti­fiche (1903); Dei casi di identificazione spiritica (1909); Per la dife­sa dello spiritismo (1927); La crisi della morte (1930-52); Indagi­ni sulle manifestazioni supernormali (1931-40); Medianità poliglot­ta o xenoglossia. Luce e ombra (1933); Dei fenomeni di bi­locazione (1934); Dei fenomeni d’infestazione (1936); Animismo o spiritismo? (1938); Popoli primitivi e manifestazioni supernormali (1941-46); Dei fenomeni di telestesia (1942); Musica trascendenta­le (1943); Mente a mente (1946); I morti ritornano (1947); Letteratura d’oltretomba (1947); Le visioni dei morenti (1947); Luci nel futuro (1947); Guerre e profezie (1948); La psiche domina la materia (1948); Gli animali hanno un’anima? (1950); Pensiero e volontà (1967); Dei fenomeni di trasfigurazione (1967).
Dt.: Die Spukphänomene. Einzig autor. Übers. aus d. Italienischen. Hrsg. von Willy K. Jaschke. Bamberg: Müller, 1930; Übersinnliche Erscheinungen bei den Naturvölkern. 3., erw. Aufl. Freiburg i.Br.: Aurum, 1989.
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