Boyle, Robert

(* 25.01.1627 Lismore Castle, Irland; † 31.12.1691 London), einer der Begründer der modernen Chemie.
Vierzehntes Kind und siebter Sohn von Richard Boyle, Great Earl of Cork, und dessen zweiter Frau Catherine, Tochter von Sir Geoffrey Fenton, des Staatsekretärs für Irland. 1639 begab sich B. auf eine Bildungstour durch Europa. Mit 14 Jahren studierte das „Wunderkind“ in Italien bereits die Schriften von Descartes und Galilei. Beeinflusst von Francis > Bacon und in Auseinandersetzung mit dem deduktiven Denkstil Spinozas wurde B. ein Hauptvertreter der experimentellen Naturphilosophie, die schließlich in Newtons Leitsatz „Hypotheses non fingo“ („Hypothesen erfinde ich nicht“) mündete. 1644 kehrte er nach England zurück und begann mit der Niederschrift einer Reihe von ethischen und religiösen Traktaten. 1649 führte er erstmals naturwissenschaftliche Experimente durch. 1656 wurde B. nach Oxford eingeladen, wo er bis 1668 blieb. Etliche seiner bekanntesten Werke entstanden in dieser Zeit. 1659 baute er seine berühmte Luftpumpe (Vakuumpumpe), mit der er pneumatische Experimente durchführte. Nachdem er Oxford verlassen hatte, verbrachte er den Rest seines Leben bei seiner Schwester in London als Privatlehrer. Er richtete ein Laboratorium ein und veröffentlichte fast jedes Jahr ein Buch. Zudem beteiligte er sich an den Aktivitäten der Royal Society, zu deren Gründungsmitgliedern er zählt. Die meiste Zeit seines Lebens war B. krank. Er litt u.a. an einer Sehschwäche und zitterte an den Händen.
Sein wissenschaftliches Werk ist gekennzeichnet durch die Betonung des Experiments und seine ausgeprägte Zurückhaltung gegenüber umfassenden Theorien. Dem Geist Bacons und ebenso jenem der > Rosenkreuzer verpflichtet, bekundete er als Chemiker großes Interesse für Jan > Helmonts Theorie, der zufolge das Wasser das wesentliche Element aller lebenden Organismen sei, folgte ihm jedoch nicht in der Auffassung, dass auch alle anorganischen Substanzen aus dem Wasser hervorgingen. 1661 veröffentlichte B. sein Buch The Sceptical Chymist, in dem er die Experimente kritisiert, durch die „vulgäre Spagyriker sich erkühnen, ihr sal, sulphur und mercurius für die wahren Prinzipien aller Dinge zu erklären“. Mit „Elemente“ meint B. gewisse primäre und einfache oder vollkommen unvermischte Körper, aus denen alle sogenannten vollkommen vermischten Körper unmittelbar zusammengesetzt sind und in welche sich diese wieder zerlegen lassen. Damit ist zwar noch nicht die Definition des Elements gegeben, was erst durch Antoine L. Lavoisier geschehen sollte, doch wurde „Element“ durch B. zum Fachbegriff der wissenschaftlichen Chemie.
In seinem Nachlass fanden sich auch Aufzeichnungen über die Kunst, Gold mittels Quecksilber und einer „roten“ Erde (gemeint ist offenbar der > Stein der Weisen) zu vermehren, nicht aber zu erzeugen. So blieb B. bis zuletzt Wissenschaftler und Alchemist, der sich jedoch unvergängliche Verdienste um die Fortschritte der Chemie erwarb.

W.: [The Works of the Honourable Robert Boyle … To which is prefixed the life of the author [by Thomas Birch].] 6 vol. J. & F. Rivington, etc.: London, 1772; Der skeptische Chemiker. Leipzig: Akademische Verlagsgesellschaft Geest u. Portig, 1983, Reprint d. 1. Ausg. Leipzig Akad. Verl.-Ges., 1929; The Sceptical Chymist London: Dent, 1949; [Werke, Ausz.] Robert Boyle on natural philosophy. By Marie Boas Hall. An essay with selections from his writings. (Illustr.). Indiana Univ. Press, 1965.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.