Botschaften an der Wand

Von den zahlreichen Geisterbotschaften, die weit in die Geschichte zurückreichen, ist jene, die während eines Gastmahls des babylonischen Königs > Belschazzar an der Wand entstand, die bekannteste. Belschazzar (Bel-Scharra-Usur, „Bel beschütze den König“) führte zwischen 553 und 543 v. Chr. anstelle seines Vaters Nabonid die Regierungsgeschäfte. Das Buch Daniel berichtet in 5,1-28 ausführlich über die Begebenheit:

4  Sie tranken Wein und lobten die Götter aus Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein. 5  In derselben Stunde erschienen die Finger einer Menschenhand und schrieben gegenüber dem Leuchter etwas auf die weißgetünchte Wand des königlichen Palastes. Der König sah den Rücken der Hand, als sie schrieb. 6  Da erbleichte er, und seine Gedanken erschreckten ihn. Seine Glieder wurden schwach, und ihm schlotterten die Knie“ (Dan 5,4-6).

Die geisterhafte Hand schrieb die aramäischen Worte Mene mene tekel ufarsin. Der König ließ die Wahrsager und Astrologen holen, doch nur der Jude Daniel konnte die Schrift deuten: Mene: Gott hat dein Königreich gezählt und vollendet; tekel: Du bist gewogen und zu leicht befunden; ufarsin: Dein Königreich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben. Belschazzar machte Daniel zum dritten Mann im Reich, starb aber noch in derselben Nacht. Das Reich übernahmen die Meder unter Darius.
Das Thema wurde vielfach aufgegriffen, so von Heinrich Heine in einer Ballade, von Rembrandt in einem Gemälde, von Händel in einem Oratorium, von Rossini in einer Oper, bis hin zur drängenden Mahnung: „Hüte dich vor der Titanic“, die einen Passagier veranlasste, den Dampfer zu meiden (Tweedale).

Lit.: Tweedale, Charles Lakeman: Man’s Survival After Death, or, The Other Side of Life: In the Light of Scripture, Human Experience, and Modern Research. London: Grant Richards, Ltd., 1920; Xenophon: Kyropädie. Paderborn: Schöningh, 1937; Beaulieu, Paul-Alain: The Reign of Nabonidus, King of Babylon 556-539 B.C. New Haven [u.a.]: Yale Univ. Press, 1989.
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