Bootsbestattung

(Engl. boat burial). Von Bestattungen in Booten und Schiffen finden sich in der schriftlichen Überlieferung zahlreiche Hinweise mit unterschiedlichem Quellenwert, so in einem Reisebericht des Arabers Ahmad Ibn Fadlān aus dem 10. Jh. (Capelle, 50-52). Einer der bekanntesten Fundorte für ein Schiffsgrab ist jedoch Sutton Hoo in Suffolk, England, wo die Bestattung nach den im Grab gefundenen Goldmünzen auf etwa 625 datiert wird.
Bei den Germanen Nord- und Westeuropas ist die B. während der Eisenzeit bis zum Ende der Wikingerzeit archäologisch belegt. Die literarischen Zeugnisse unterscheiden drei Arten: 1) ein Schiff, das mit dem Toten an Bord brennend auf das Meer hinausfährt; 2) das Schiff wird mit dem Toten an Land verbrannt und die Asche in einem Hügel beigesetzt; 3) Bestattung des Toten im Schiff, über das dann ein Grabhügel aufgeschüttet wird.

So alt die B. auch ist: die damit verbundenen Vorstellungen hängen eng mit der Symbolik des Bootes als Begleiter in eine andere Welt zusammen. So trägt, nach Südseeinsulanern und den Chinook-Indianern an der Nordwestküste Amerikas, das Totenschiff die Seele über einen Fluss oder Meeresarm in das am jenseitigen Ufer gedachte Totenreich.

Lit.: Doerr, Erich: Bestattungsformen in Ozeanien. Wien: Anthropos, 1935; Schmidt, Peter J.: Die Bestattungsformen der Indianer des südlichen Mittelamerika: eine archäologisch-ethnologische Untersuchung. Hamburg, phil. Diss., 1968; Capelle, T.: Schiffsbestattungen und Schiffsgräber. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 27, 2004, S. 50-52.
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