Blindheit

Engl. blindness, angeborene oder erworbene hochgradige Sehminderung bis zum beidäugigen völligen Sehverlust (Amurose). Das individuelle Erleben der B. wird von Geburtsblinden und sehr früh Erblindeten durch Hören und Tasten besser kompensiert als von Erwachsenen bei Erblindung im Erwachsenenalter, die bei den Betroffenen einen mehrwöchigen Schock zur Folge hat, begleitet von Verzweiflung und depressiven Zuständen.
Von diesem Sehverlust mit objektivem Augenbefund ist die psychogene B. zu unterscheiden, verursacht durch einen Schock, durch Gehirnerschütterung, neurologisch-psychiatrische Affekte, posthypnotische Zustände oder Flucht in die Krankheit.
Diese äußerst belastende und nicht selten eintretende Lebenssituation der B. findet auch in Mythos und Märchen ihren Niederschlag. Das physische Nicht-Sehen wird u.a. als Vorbedingung für die innere Schau gedeutet. So erhält der blinde Teiresias von > Zeus die Gabe, Künftiges vorauszusehen. Der germanische Gott > Odin verpfändet ein Auge, um die höchste Weisheit zu erlangen.

Die psychische Blindheit wird sogar dahin gepriesen, dass wer für die Götter dieser Welt blind ist, im Himmel Gott schauen wird. Die Bibel spricht von der Heilung der Blinden (Mt 9,28-30), von der Blindheit als Erkenntnissperre (Lk 24,16) wie auch von der Blindheit als Strafe (Deut 28,28).
Das meist verwendete Symbol für B. ist die > Augenbinde.

Lit.: Steinberg, Wilhelm: Hauptprobleme der Blindenpsychologie. Marburg: Verl. der blinden Akademiker Deutschlands, 1927; Ich sehe anders: medizinische, psychologische und pädagogische Grundlagen der Blindheit und Sehbehinderung bei Kindern/Hildegard Gruber; Andrea Hammer (Hg.). Würzburg: Ed. Bentheim, 2002; Groll, Oliver: Finsternis, Tod und Blindheit als Strafe: eine exegetische Untersuchung zu den Begriffen krinein, krisis und krima im Johannesevangelium. Frankfurt a.M. [u.a.]: Lang, 2004; Etzel, Annabell: Die Blindheit des Ulysses. Hildesheim, 2005.

Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.