Biostase

Griech. bios, Leben; stasis, Feststehen; Stillstand der Lebensfunktionen ohne somatische Veränderungen. Dieser Stillstand bildet daher die theoretische Grenze der Verlangsamung der > Biokömese, bei der die Körperfunktionen noch aufrecht bleiben. Der Zustand der B. muss folglich vom funktionellen Tod unterschieden werden, weil die Empfänglichkeit für spontane oder provozierte Wiederbelebung erhalten bleibt. Daher kann die B. auch als suspendiertes Leben oder als Scheintod bezeichnet werden.
Im Einzelnen können verschiedene Formen unterschieden werden, wie die Kältebiostase bei Ertrinkenden, die lethargische Biostase beim Schock durch Sauerstoffentzug und die Agoniebiostase beim klinisch toten Zustand. Vor allem letztere Form der B. weckte ein breites wissenschaftliches Interesse. Anhand der zahlreichen Erfahrungsberichte von Personen, die Erfahrungen in Todesnähe hatten, lassen sich dabei nach Hubert > Larcher folgende Grundmerkmale ausmachen:

„1. Schmerz und Angst werden von einem unbeschreiblichen Empfinden des Wohlergehens abgelöst;
2. das Empfinden, den Körper zu verlassen;
3. der Einstieg in einen Tunnel wird oft von auditiven Eindrücken begleitet;
4. zuweilen Begegnung mit lieben Wesen, Verwandten, wohltätigen Wesenheiten;
5. Aufstieg zu einem strahlenden Licht der Liebe;
6. zuweilen die Möglichkeit der Wahl zwischen einer Fortsetzung des ,Weges‘ und einer Rückkehr, oft aus Bedauern und wie aus einer Verpflichtung, zu den irdischen Schmerzen;
7. Rückkehr in den Körper.

Diese Etappen zeigen sich nicht immer in der gleichen Reihenfolge und weder vollständig noch ohne Variationen. Einige können fehlen und andere Phänomene können sich anschließen, wie z.B.

8. die > Lebensschau in einer Form, als ob die Person in einem Augenblick die Erinnerung oder die Wiederholung des Ablaufs ihrer ganzen Existenz erhalte;
9. das partikuläre Urteil ihrer Handlungen und deren Folgen für andere“ (Larcher, 540-541).

Den Zustand der B. beschrieb Dr. Severin Icard bereits 1929 in seinem Buch Die Seele der Sterbenden, das jedoch im Gegensatz zu den Werken von Raymond Moody, Karlis Osis, Kenneth Ring, Michael Sabom, Patrice van Eersel, David Lorimer u. a. völlig unbekannt blieb.

Lit.: Icard, Severin: L’âme de mourants. Paris: Bibliothèque Eudiaque, 1929; Osis, Karlis: Der Tod – ein neuer Anfang: Visionen und Erfahrungen an der Schwelle des Seins. Freiburg i.Br.: Hermann Bauer, 21979; Sabom, Michael B.: Erinnerung an den Tod. München: Goldmann, 1983; Larcher, Hubert: Schlaf, Traum, Hypnose, Biokömese, Biostase, Thanatose, in: Andreas Resch: Veränderte Bewusstseinszustände: Träume, Trance, Ekstase (Imago Mundi; 12). Innsbruck: Resch, 1990, S. 495-554.

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