Berufung

Auserwählung durch Gott, eine Person oder Institution für eine bestimmte Aufgabe. Paranormologisch ist nur die B. durch Gott, durch Geistwesen und durch andere außergewöhnliche Berufungserlebnisse von Bedeutung.
Bei der göttlichen B. kommt die rûach Jahweh, der Geist Gottes, plötzlich und unverhofft über den > Propheten, von außen und von oben. Dabei wird der Wille des Berufenen nicht gebeugt, sondern nur geneigt gemacht. „Nichts tut Gott, der Herr, ohne dass er seinen Knechten, den Propheten, zuvor einen Ratschluss offenbart hat“ (Am 3, 7). Der Berufene gerät dabei zwar frei, doch ganz in den Bann Gottes. Er kann sich der B. nicht entziehen.
Ähnlich verläuft auch die B. des > Schamanen, die allerdings meist gegen seinen Willen erfolgt. Sie wird durch seinen Schutzgeist veranlasst, worunter ein Himmels- oder > Unterweltsgeist, ein > Naturgeist, ein > Geistertier usw. gemeint ist. In vielen Fällen sind es jedoch die > Geister der verstorbenen Schamanenahnen, die zur Weiterführung des Schamanentums aufrufen.

Die Berufung selbst geschieht beim Propheten wie beim Schamanen in > Träumen, > Visionen, > Auditionen und einem inneren Empfindungsgefüge, das zur Einwilligung drängt.
Ein solch unwiderstehliches inneres Gedrängtsein ist auch bei vielen B. im normalen Lebensbereich die entscheidende Kraft. Dabei kommt es immer darauf an, ob die berufene Person den Impuls aufzufangen und umzusetzen vermag. Rein rationale Erwägungen oder Ratschläge sind in solchen Fällen meist unwirksam, weil die B. sich letztlich im Innenraum der betreffenden Person abspielt.

Lit.: Koch, Robert: Charisma und Heiligkeit im Alten Testament, in: Andreas Resch: Mystik. Innsbruck, 1975, S. 87-174; Kucher, Walther Maximilian: Paranormale Heilung in ethnologischer Sicht, in: Andreas Resch: Paranormale Heilung. Resch: Innsbruck, 1977, S. 17-94; Berger, Jörg: Lebensziel Berufung: den eigenen Weg finden in einer Welt der Beliebigkeit. Marburg an der Lahn: Francke, 2006; Klasvogt, Peter: Angesprochen und herausgefordert: Priester werden aus Berufung. Befürchtungen – Anforderungen – Perspektiven. Paderborn: Bonifatius, 2006.
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