Berto

Blindes, rechnendes Pferd. Im Spätherbst 1912 erhielt Karl Krall ein völlig erblindetes Pferd. Es war sein langgehegter Wunsch, ein solches zu unterrichten. Bei B. handelte es sich um einen Hengst Mecklenburger Schlages, ein Kaltblut, damals eineinhalb Jahre alt, gesund und lebhaft. Aus dem Verhalten des Pferdes und aus gründlichen Untersuchungen durch Tierärzte ging eindeutig hervor, dass das Tier völlig blind war, weshalb man es dem Schlachthof übergab, wo Krall es abholen durfte. Die erste Unterrichtsstunde fand am 21. September 1912 statt. Nach vierzehn Tagen beherrschte B. die Zahlenbegriffe bis neun sowie drei Rechenarten (Addieren, Subtrahieren und Multiplizieren). Am 13. November 1912 konnte B. mit zweistelligen Zahlen rechnen, wobei der rechte Fuß die Einer, der linke die Zehner angab. Anfang März 1913 hatte er schon dreistellige Zahlen gelernt; die Übungen mit Buchstabieren wurden fortgesetzt. Dabei zeigte sich, dass die Stimmungen des Pferdes den Lernerfolg beeinträchtigten und B. bereits nach 20 Minuten ermüdete. Am 29.09.1927 sprach Krall über seine Lernerfolge mit B. auf dem 3. Congrès Internationale de Recherches Psychiques in Paris.

Lit.: Krall, Karl: Berto. In: Denkende Tiere, Heft 2. Stuttgart: Verlag der Gesellschaft für Tierpsychologie, 1913; Jutzler-Kindermann, Henny: Können Tiere denken? Ein Buch vom Verstand und Wesen der Tiere. St. Goar: Reichl Verlag – Der Leuchter, 1996, S. 83-87.
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