Berthold von Regensburg

(* Um 1210/1215 Regensburg (?); † 14.12.1772 ebd.), Franziskaner (OFM), selig (Fest: 14. Dezember), größter Volksprediger des MA. Bei seinen Predigten ging er auch auf magische Bräuche und Zaubereien ein. So geißelte er das sog. > Mortbeten, das Herbeibeten des Todes. Besonders mit Hilfe des Fluchpsalms 109 wurde > Todeszauber bis in die Gegenwart ausgeübt. Sagte man diesen rückwärts her oder sprach man Psalm 91 morgens und abends den Fluchpsalm, so glaubte man, den baldigen Tod eines Feindes herbeiführen zu können.
B. befasste sich auch mit der Möglichkeit, kraft eines Teufelspaktes verborgene Schätze zu heben. Die Entdeckung der Heilkraft der > Mistel schrieb er König Salomo zu (Schönbach, S. 147), während er den > Bilwis und die > Nachtfahrerinnen für Dämonen hielt (Schönbach, S. 18). 

W.: Lat. Predigten. Bibliogr. bei G. Jacob, Die lat. Reden des sel. B. v. R., 1880; Sermones ad religiosos XX, ed. P. Hoeltzl, 1882; Messepredigten, in: A. Franz: Die Messe im MA, 1902, 741ff.; hrsg. v. Georg Buchwald, in: ZKG 39, 1921, 77ff. – Dt. Predigten, übertr. u. vollst. hrsg. v. Franz Göbel, 2 Bde., 1850/51 (51929); hrsg. v. F. Pfeiffer u. J. Strobl, 2 Bde., 1862/80; übertr. u. eingel. v. Otto Hermann Brandt, 1924; hrsg. v. Dieter Richter, 1968.
Lit.: Eis, Gerhard: mort und Verwandtes, in: Alte Zaubersprüche. Berlin: de Gruyter, 1964; Schönbach, A.: Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt: 2. Zeugnisse Bertholds von Regensburg zur Volkskunde, in: Wiener Sitzungsbericht. Der Akd. der Wiss. 141, 1900, Bd. VII, S. 147f.; Habiger-Tuczay, Christa: Magie und Magier im Mittelalter. München: Eugen Diederichs, 1992.
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