Aurora Consurgens

Lat., „Aufgehende Morgenröte“, gehört zu den ältesten überlieferten alchemistischen, noch im gotischen Bildstil illustrierten Handschriften des frühen 15. Jhs. Der Text der Schrift setzt sich aus zwei Teilen zusammen, wobei der erste Teil in der Sammelschrift des Johann Rhenanus von 1625, eines Leibarztes des Landgrafen Moritz von Hessen, zu finden ist. Dieser Teil wurde jedoch schon in dem Ende des 14. bzw. Anfang des 15. Jhs. entstandenen Rosarium Philosophorum erwähnt.
Der Nachwelt besser erhalten blieb der sog. zweite Teil, der im Sammelwerk Artis avriferae, quam Chemiam vocant, volumen secundum, Basel 1593 und 1610, und in weiteren Ausgaben größere Verbreitung fand.
Was den Verfasser der A. C. betrifft, so wird die Schrift in einigen Manuskripten, wie jenen von Bologna und Leyden sowie im Abdruck des Rhenanus, als Werk des hl. > Thomas von Aquin bezeichnet, während in anderen der Verfassername fehlt. Die Autorschaft des Aquinaten ist allerdings umstritten. Die Schrift enthält 38 sehr feine Wasserzeichnungen.

Die C.G. Jung-Schülerin Marie-Luise > von Franz hat in dem von Jung herausgegebenen dreibändigen Werk Mysterium Coniunctionis den ersten Teil der A. C. im lateinischen Originaltext mit deutscher Übersetzung und ausführlichen Anmerkungen ediert und mit einem Kommentar versehen.
Die A. C. dürfte auch Jakob > Böhme zur Überschrift seines ersten Buches „Morgenröthe im Aufgang“ angeregt haben.

Lit.: Grataroli, Guglielmo: Auriferae artis Das ist, Der Goldekunst: die man Chemiam nennt, uhrälteste Authores und Anfänger/Paulus Hildenbrandt [Übers.]. Franckfort am Mayn: Bassaeus, 1597; Jung, Carl Gustav: Aurora consurgens: ein dem Thomas von Aquin zugeschriebenes Dokument der alchemistischen Gegensatzproblematik / [hrsg. und komm.] von M.-L. von Franz. Zürich: Rascher, 1957; Rosarium philosophorum: ein alchemisches Florilegium des Spätmittelalters/hrsg. und erl. von Joachim Telle. Aus d. Lat. ins Dt. übers. von Lutz Claren. Weinheim: VCH-Verl.-Ges, 1992; Aurora consurgens: a document attributed to Thomas Aquinas on the problem of opposites in alchemy; a companion work to C. G. Jung‘s Mysterium coniunctionis/ed., with a commentary, by Marie-Louise von Franz. Toronto, Ont.: Inner City Books, 2000.
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