Aurea Catena Homeri

Lat., goldene Kette Homers, ein Ausdruck, der sich zuerst bei Ambrosius Theodosius Macrobius, einem Autor des 4. Jhs., findet.. Im XIV. Kapitel seines berühmten Kommentars zu Ciceros Somnium Scipionis erklärt er bezüglich der Emanationsfolgen, dass eine ununterbrochene Verbindung (connexio) vom höchsten Gott bis zum „tiefsten Schlamm“ (ultima faecem) des Universums bestehe, und dies sei die goldene Kette Homers, die Gott vom Himmel bis zur Erde hängen ließ. Durch Macrobius und weitere Deutungen dieser Art wurde dieser Gedanke auch im Christentum übernommen und verbreitet. Seit der Renaissance hat sich die Deutung weitgehend esoterisiert.
Die 1723 anonym erschienene Schrift Aurea Catena Homeri bindet diese Gedanken in eine hermetisch-alchemistische Naturphilosophie ein, die nicht unbeachtet blieb. So las der junge > Goethe das Werk mit seiner Mutter. „Mir wollte besonders die aurea catena Homeri gefallen, wodurch die Natur, wenn auch vielleicht auf phantastische Weise, in einer schönen Verknüpfung dargestellt wird; und so verwendeten wir theils einzeln, theils zusammen, viel Zeit an diese Seltsamkeiten“ (Dichtung und Wahrheit 2/VIII). Im 20. Jh. findet man die Gedanken u.a. bei C.G. Jung wieder.

Lit.: Aurea Catena Homeri, Oder: Eine Beschreibung Von dem Ursprung Der Natur und natürlichen Dingen, Wie und woraus sie geboren und gezeuget, auch wie sie in ihr uranfänglich Wesen zerstöret werden, auch was das Ding sey, welches alles gebäret und wieder zerstöret/nach der Natur selbst eigener Anleitung und Ordnung auf das einfältigste gezeiget, und mit seinen schönsten retionibus und Ursachen überall illustriret. Franckfurt; Leipzig: Böhme, 1723; Macrobius, Ambrosius Theodosius: Ambrosii Theodosii Macrobii Commentarii in somnium Scipionis: 4 tabulae/ed. Iacobus Willis. Stutgardiae; Lipsiae: Teubner, 1994.
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