Augennichts (nix)

Zinksulfat, schwefelsaures Zink, das früher als Emetikum (Arzneimittel, das Erbrechen auslöst) verwendet wurde, heute aber nur noch äußerlich als Adstringens und Antiseptikum bei Bindehautentzündung, Urethritis und Vaginitis zur Anwendung kommt und in starker Verdünnung als Augenwasser und Augensalbe verabreicht wird. „Nix ist gut für die Augen, aber nicht für den Magen“ heißt es noch häufig in den Alpen. Die Entstehung dieses sonderbaren Namens führt man einerseits auf die Alchimisten zurück, die oxidiertes Zink als nix alba, als „weißen Schnee“, bezeichneten; andererseits auf die Bergleute, welche die metallischen Abscheidungen der Zinkerze mit „Nix“ benannten, weil es sich als weißes, flockiges, in der Luft herumfliegendes Pulver darstellte. Die des Latein unkundige Bevölkerungsschicht erklärte sich diesen lateinischen Namen auf ihre Art mit „nix = nichts“. Als man dann die medizinische Wirkung des Pulvers erkannte, übersetzten die Apotheker das volkstümliche „nix“ durch das lateinische nihil und nahmen es als nihilum album in ihre Arzneibücher auf. So wurde das lateinische Wort nix = Schnee, das vom Volk als „nichts“ gedeutet wurde, mit nihil übersetzt.

Lit.: Grabner, Elfriede: „Nichts ist gut für die Augen“. Heilchemie, Volksmedizin und Redensart um das „Augennix“ (Carinthia I, 152. Jg., Klagenfurt, 1962, S. 316-321); dies.: Krankheit und Heilen: eine Kulturgeschichte der Volksmedizin in den Ostalpen. Wien: Verl. der Österr. Akad. der Wiss., 1997; Arends, Johannes: Volkstümliche Namen der Drogen, Heilkräuter, Arzneimittel und Chemikalien: eine Sammlung der im Volksmund gebräuchlichen Benennungen und Handelsbezeichnungen. Berlin u.a.: Springer, 2005.
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