Atra(m)chasis-Mythos

Akkadische Schilderung der Schöpfung und Urgeschichte der Menschheit. Ausgangspunkt ist die Rebellion der sieben Igigu-Götter, denen die höheren Anunnaku- Götter die drückende Last der Arbeit für den Unterhalt aller aufgebürdet hatten. Sie wollten, dass ihre Kanalarbeiten von Menschen übernommen werden. Diese sollen durch die Schlachtung eines „Gottes mit planvollem Verstand“‚ geschaffen werden. Auf den Rat des > Enki hin wird von der Muttergottheit der Mensch aus Lehm, vermischt mit dem Fleisch und Blut einer getöteten Gottheit, geschaffen, um künftig für das Wohl der Götter zu sorgen. Die Menschen vermehren sich rasch und ihr lautes Treiben stört den Gott > Enlil so sehr, dass er ihre Ausrottung durch eine Flut beschließt. Enki warnt seinen Schützling Atra(m)chasis und befiehlt ihm, ein Schiff zu bauen, um die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels an Bord zu nehmen. So rettet sich A. vor der Katastrophe.
Der Sintflutbericht des A.-M. stimmt weitgehend mit dem des > Gilgamesch-Epos und der Genesis überein. Im jüngeren Gilgameschepos (12-Tafel-Epos, ca. 12. Jh. v. Chr.), wo in der 11. Tafel das Thema der Sintflut aus dem A.-M. aufgegriffen wird, finden sich jedoch einige Änderungen. Der Flutheld heißt nicht mehr Atramchasis, sondern Utnapischtim. Dieser berichtet als Augenzeuge von der verheerenden Flut, für die keine Begründung mehr gegeben wird. Der Rettergott ist nicht mehr Enki, sondern > Ea und die Muttergöttin ist nicht Nintu/Mami, sondern > Ischtar/Mach.

Lit.: Atra-ùHasåis: the Babylonian Story of the Flood. Oxford: Clarendon Press, 1969; Einleitung und Übersetzung von Wolfram von Soden: „Der altbabylonische Atramchasis-Mythos“, TUAT III/4 (Gütersloh, 1994) 612-645; Baumgart, Norbert Clemens: Die Umkehr des Schöpfergottes. Zu Komposition und religionsgeschichtlichem Hintergrund von Gen 5-9 (HBS 22; Freiburg i.Br., 1999), 490-495; ID., „Die große Flut und die Arche“, BiKi 58 (2003), 30-36.
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