Atmosphäre

Griech. atmos, Dunst; sphaira, Kugel; die durch Massenanziehung der Erde festgehaltene Gashülle, welche aus einem physikalischen Gemisch verschiedener gasförmiger Elemente besteht. Das Mischungsverhältnis ist bis in große Höhen konstant, wenngleich es keine definierte Obergrenze im geschichteten Vertikalaufbau gibt.
Der Volksglaube zerlegt A. in die Elemente > Wind, > Wasser (Regen) und > Feuer (Blitz). In der germanischen Mythologie wurden ursprünglich alle drei Elemente in der Gestalt > Wodans personifiziert. Neben ihm stand > Donar als Herrscher über das atmosphärische Feuer. Diesen Wesen ist eine enge Beziehung zum Backen und zum Brot gemeinsam, welches man ihnen als Opfer darbringt. So wird A. als ein riesiger Backofen verstanden, in dem Riesen ihre Tätigkeit verrichten.
Unter christlichem Einfluss, etwa seit dem 11./12. Jh., trat an die Stelle der Riesen die Mutter Gottes, die seitdem als die Spenderin der Feldfrucht gilt und so auch mit einer Ähre dargestellt wird.

Daneben steht A. für die geistige Umwelt, in der ein Mensch lebt, sei sie nun von ihm selbst oder von anderen geschaffen. Dabei soll man, nach > Agrippa von Nettesheim, schlechtgesinnte und unglückliche Menschen wegen ihrer negativen Ausstrahlung meiden und die Gesellschaft guter und glücklicher Menschen suchen, die durch ihre Nähe positiv wirken. Nach > Paracelsus entspricht dem wahren Selbstbewusstsein eine geistige Kraft, die vom Arzt auf den Kranken übertragen werden kann, sofern er diese besitzt. Dadurch wirke die Gegenwart des Arztes allein schon an sich selbst heilsamer auf den Kranken ein als alle Arzneimittel, weil die ätherischen Schwingungen in das Ätherische des Menschen eindringen und dort nicht-harmonische Schwingungen in harmonische verwandeln können. So wird die A. auch als die Umkreiswirkung der > Aura bezeichnet. In diesem Zusammenhang ist selbst in der allgemeinen Umgangssprache beim gesellschaftlichen Beisammensein je nach Stimmung von einer guten oder schlechten Atmosphäre die Rede.

Lit.: Forster, Thomas: Beobachtungen über den zufälligen und periodischen Einfluss von bes. Zuständen d. Atmosphäre auf d. Gesundheit u. d. Krankheiten d. Menschen, insbes. auf d. Wahnsinn. Aus d. Engl. hrsg. v. Ludwig Cerutti. Leipzig: Industrie-Comptoir, 1822; Kühnau, Richard: Die Bedeutung des Backens und des Brotes im Dämonenglauben des deutschen Volkes. Patschkau: E. Hertwig, 1900; Schrödter, Willy: Präsenzwirkung: vom Wesen der Heilung durch Kontakt. Ulm, Donau: Arkana-Verlag, 1960.
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