Atharvaveda

Sanskr., vedische Sammlung von Hymnen, die von den Atharvan-Priestern bei den Hausritualen verwendet werden. Der A. umfasst 20 Bücher in 731 Hymnen mit ungefähr 6.000 Versen. Etwa ein Siebtel ist dem Rigveda entnommen. Aufgrund seiner fehlenden Verbindung zu öffentlichen vedischen Opfern wurde dem A. der Titel Veda abgesprochen. Die Atharvan-Schule reagierte darauf mit dem Anspruch auf das Amt des Hauptpriesters (> Purohita) und Opferpriesters (> Brahmane), indem sie einen letzten Abschnitt von Hymnen (Buch 20) hinzufügte, die besonders dem Somaopfer gewidmet sind.
Der A. entstand, als die Sesshaftigkeit in der Gangesebene schon abgeschlossen war, was daran ersichtlich ist, dass auch das Wort „Tiger“ vorkommt, welches im Rigveda noch fehlt.
Jeder der vier Veden – Rigveda, Samaveda, Atharvaveda und Yajur Veda – besteht aus vier Textschichten. Die älteste sind die Samhitas (Hymnen), gefolgt von den Brahmanas (Ritualtexte), den Aranyakas (Waldtexte) und am Schluss den Upanishaden (philosophische Lehren).

Im Vergleich zu den drei anderen Veden hatte der A. die Reputation, mit Magie zu tun zu haben. Tatsächlich besteht er aus mannigfaltigen Hymnen. Beschwörungen und Flüche, die Heilung, Wiederherstellung oder Wiedergutmachung erlittenen Unrechts bewirken sollen, sind vermischt mit Lobeshymnen und spekulativen Hymnen, die für die Geschichte der indischen Philosophie von Bedeutung sind. Die Spekulation ist hier weiter entwickelt als im Rigveda und weist philosophische Tendenzen auf, die in Richtung der späteren > Aranyakas und > Upanishaden gehen. Der A. ist zudem von großer Bedeutung hinsichtlich der medizinischen Vorstellungen der damaligen Zeit. Zu den Heilriten (bhaishajyani) gehören Lieder und Zauber zum Heilen von Krankheiten. Es werden aber auch Exorzismus und „Frauenriten“ (Liebesmagie) beschrieben.

Lit.: Atharwaweda/Übertr. v. Friedrich Rückert. Kleine Ausg. Friedrichssegen, Lahn: Folkwang-Auriga Verl, 1932; The Atharvaveda: Sanskrit Text with English Translation/by Devi Chand. With introductory remarks by M.C. Joshi. New Delhi: Munshiram Manoharlal, 2002.
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