Astrolabium

Astronomisches Winkelmessgerät zur Berechnung sphärischer Raumverhältnisse. Es handelt sich dabei um die Anwendung jenes Prinzips, mit dessen Hilfe schon der griechische Astronom Eudoxos um 360 v. Chr. astronomische Ekliptik-Uhren konstruierte und um 150 v. Chr. der berühmte Hipparchos eben das A. erfand. Dieses wurde dann von den Arabern zu einem scheibenförmigen Gerät ausgebaut, mit dem man, versehen mit einer Visiereinrichtung, astronomische Daten an gegeneinander beweglichen Scheiben ablesen und die meisten astrologischen Aufgaben rechnerisch sowie durch Beobachtung lösen konnte. Es war daher jahrhundertlang neben der Armillarsphäre das bevorzugte Arbeitsutensil der Astrologen. Über die Araber kam das A. nach Europa, wo es dann seit Kepler und Galilei durch neue technische Methoden verdrängt wurde. Heute verwendet man an seiner Stelle die > Ephemeriden.
Johannes Regiomontanus (1436-1476) – sein eigentlicher Name war Johannes Müller (den heute gebräuchlichen Namen prägte Melanchthon in lateinischer Übersetzung seines Geburtsortes) –, der bedeutendste Astronom und Mathematiker des Spätmittelalters, konstruierte ein A., das sich heute als eine der schönsten und ältesten „Reliquien der Wissenschaft“ im „National Maritime Museum“ in Greenwich befindet. Es handelt sich dabei um ein kleines Gerät aus Messing, auf dem eine kreis­förmige Himmelskarte angebracht ist, die sich drehen lässt, so dass man mit Hilfe von genau eingetragenen Messzahlen für jede Jahres- und Tageszeit die Stellung von Sonne, Mond, Sternen und Tierkreis berechnen kann. Gelehrte, Forscher und Seefahrer benützten das A. und die Ephemeriden des Regiomontanus bei ihren Reisen und Fahrten, so auch Kolumbus bei seiner Entdeckungsreise nach Amerika. Die Astrologen des Altertums und Mittelalters verwendeten es zur Berechnung des aufgehenden und des kulminierenden Punktes. Die Gelehrten kannten das A., weil es von Ptolemäus in seinem astronomischen Hauptwerk Megale Syntaxis beschrieben wird, das von den Arabern > Almagest genannt wurde.

Lit.: Angelus, Johannes: Astrolabium planum in tabulis ascendens continens qualibet hora atque minuto equationes domorum celi. Venedig: Johann Emerich für Lucantonio Giunta, 1494; Copp, Johann: Erklärung unnd grüntliche underweysung, alles nutzes, so in dem edlen Instrument, Astrolabium genannt, begriffen, und erfunden würt. Augspurg: Otmar, 1525; Regiomontanus, Joannes: Joannis Regiomontani opera collectanea: Faksimiledrucke von neun Schriften Regiomontans und einer von ihm gedruckten Schrift seines Lehrers Purbach/zsgest. und mit einer Einl. hrsg. von Felix Schmeidler. Osnabrück: Zeller, 1972.
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