Astralreligion

Kultische Verehrung und religiöse Bewertung der Gestirne, die durch ihren Einfluss auf irdisches Geschehen den Menschen in Erstaunen und Furcht versetzten. Dieses Ergriffensein und Fürchten hat dazu geführt, dass man die Sterne als Götter, als Werkzeuge der Dämonen oder als mächtige kosmische Wirkkräfte verstand, hinter denen ein allmächtiger Schöpfergott steht, und ihnen daher die gebührende Verehrung oder den entsprechenden Respekt zollte.
So war die babylonische Astrologie so etwas wie eine Astralreligion, da man die Ansicht vertrat, dass die Sterne und Planeten mit den Göttern zusammenhingen oder selbst Götter waren. Ähnliche Vorstellungen hatten viele antike Völker. Die Ägypter identifizierten die Konstellation des Orion mit > Osiris, dem Gott der Unterwelt. Bei den Griechen war es für die Stoiker, die ein großes Interesse an astronomischen Zyklen hatten, üblich, ein göttliches Wesen als die Quelle aller Naturkräfte anzusehen.

Auch bei anderen frühen Kulturen finden sich Ansätze zum Gestirnkult. So ist die mexikanische Religion astral durchsetzt; das vorislamische Arabien kennt ein Pantheon astraler Gottheiten mit > Attar an der Spitze; in der ältesten chinesischen Volksreligion wächst aus einem Himmels- und Gestirndienst das kosmische Prinzip vom Zusammenwirken des > Yang und > Yin. Der indogermanische Kulturkreis, das Juden- und Christentum haben hingegen keine A., wenngleich astrale Symbole im Kultbereich ihren Stellenwert finden, doch werden sie nicht vergöttlicht.
So sehr auch das Astrale in das Religiöse hineinwirkt, lassen sich doch nicht alle religionsgeschichtlichen Erscheinungen astral erklären, wie man dies immer wieder versucht (> Sabäismus-Hypothese).

Lit.: Gressmann, Hugo: Die hellenistische Gestirnreligion. Leipzig: J.C. Hinrichs, 1925; Gundel, Wilhelm: Sternglaube, Sternreligion und Sternorakel: aus der Geschichte der Astrologie. Heidelberg: Quelle & Meyer, 21959; Boll, Franz: Sternglaube und Sterndeutung: d. Geschichte u. d. Wesen d. Astrologie/Mit e. bibliogr. Anhang von Hans Georg Gundel. 5., durchges. Aufl. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1966.
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