Astralgeister

Sammelbegriff für > Geister, > Engel, > Dämonen und ähnliche Wesen, die nach menschlicher Vorstellung den Himmel und die Himmelskörper bewohnen. Der Ursprung dieser Vorstellung geht auf die Überzeugung zurück, dass 1. die Gestirne sichtbare Götter und dass 2. gewisse Heroen an den Himmel versetzt worden seien. Nach Alkmaion bewegen die Geister die Gestirne, während nach Aristoteles die Sphären von rein metaphysischen Wesen gesteuert werden. Auch die arabischen Philosophen waren vom Einfluss himmlischer Intelligenzen auf die Körperwelt überzeugt. Bis zum Mittelalter werden die Sterne auch als Aufenthaltsort der Seelen der Toten betrachtet, während man im Zodiakus die 12 Engel des Paradieses erblickt. Die sieben Planeten werden mit den sieben Erzengeln in Beziehung gesetzt. Nach anderer Version sind den sieben Planeten sieben gute und sieben böse Astralgeister zugeordnet, die unter der Herrschaft der sieben Thronengel stehen, welche die Einflüsse der höheren Sphären lenken und beherrschen.
Ab dem 13. Jh. setzt sich dann immer mehr der Gedanke einer Bewegung der Sphären durch die Kräfte der Natur durch, die Himmelskörpern von Gott im Anfang gegeben wurden. Mit Kepler begann schließlich die rein physikalisch-mathematische Erklärung der Gestirnbewegung, wenngleich die Vorstellung eines Astralgeistes nicht gänzlich verloren ging. So heißt es in Schellings Fragment „Clara“: „überhaupt seyen die Einwohner der verschiedenen Welten als verschiedene Glieder eines größten Menschen anzusehen, unter denen der Mensch unserer Erde den natürlichen und äußerlichen Sinn vorstelle“ (Schelling, 109). Auch > Baader vertritt im Anschluss an > Paracelsus und > Böhme die Ansicht, dass der A. das innere Wirken in der Natur sei und Gustav Theodor > Fechner spricht am Ende des 19. Jhs. direkt von der Beseelung der Sterne (Fechner, 29, 32).
Nach > Agrippa von Nettesheim dürfe man jedoch Astralgeist und Seele nicht miteinander verwechseln.

Lit.: Clemens von Alexandrien: Protrepticos 66 (150, 204), 24a 12; Schelling, Werke, hg. von K.F.A. Schelling (1856-1861) 9; Ritter, Joachim (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 1. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1971; Sahihi, Arman: Das neue Lexikon der Astrologie. 1400 Begriffe der Kosmologie, Astronomie, Astrophysik und Astrologie. Genf; München: Ariston, 1991; Fechner, Gustav Theodor: Die Tagesansicht gegenüber der Nachtansicht. Eschborn: Klotz, 1994.
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