Arrow Boy

„Pfeiljunge“, ein Heros der Cheyenne, die ein Volk der Algonkin-Sprachfamilie sind und zu deren westlichsten Vertretern gehören. Die Bezeichnung „Cheyenne“ ist wahrscheinlich eine Abwandlung der Sioux-Bezeichnung Sha hi ye na, was so viel wie „sie sprechen eine unverständliche Sprache“ bedeutet. Sie selbst nennen sich „Tsitsistas“ – „das Volk“. Die Ableitung des Namens vom französischen chien (Hund) ist vermutlich falsch.
Die Cheyenne lebten als Jäger und Wildreisbauern im Gebiet des heutigen Minnesota, USA, und siedelten um die Mitte des 17. Jhs. am Mississippi und Missouri. Im Gebiet der Black Hills gelangten sie in den Besitz von Pferden. Sie führten das typische Leben der Präriestämme, pflanzten Mais, Bohnen, Kürbisse und gingen der Büffeljagd nach.

A. brachte seinem Volk die heiligen Zeremonien des Medizinbündels aus der Geisterwelt bei und sicherte so dessen Wohlstand. Bereits seine Geburt erfolgte unter außergewöhnlichen Umständen und bald zeigte sich, dass der Knabe übernatürliche Kräfte besaß. Gleich nach der Geburt starben die Eltern, weshalb er bei der Großmutter aufwuchs. Kaum geboren, konnte er schon gehen und sprechen. Als man ihm eines Nachts auf seinen Wunsch hin einen Schamanenmantel umhängte, machte er mehrere Verwandlungen durch. Beim ersten Abnehmen des Mantels saß sein Kopf nicht mehr auf seinen Schultern, beim zweiten Abnehmen war er ein alter Mann, beim dritten Mal ein Haufen Knochen und beim vierten Mal wurde er wieder zum Jungen.
Da er also das Kernstück schamanischer Techniken, die Rückkehr vom Tod zum Leben, meisterte, wussten die anwesenden Schamanen, dass er einer von ihnen war. Als er jedoch beim Kampf um einen Bison, den er erlegte, den Häuptling erschlug, wurde er verbannt. Mit ihm verschwanden aber auch alle Bisons, sodass unter den Cheyenne große Not herrschte. In einer Berghöhle traf der ausgestoßene A. auf die Ältesten aller Stämme; jeder von ihnen hatte ein heiliges Bündel in der Hand. In ihrem Kreis war ein Platz unbesetzt, auf dem ebenfalls ein Medizinbündel lag. Die Ältesten sagten zu ihm, wenn er den Platz einnehme, könne er das Bündel zu den Cheyenne bringen und ihnen ihre Stärke zurückgeben. Nach vierjähriger Einführung in die Medizinbündel-Zeremonie mit all ihren Gesängen und Ritualen kehrte er unter dem Namen „Pfeiljunge“ zum Zeichen seiner spirituellen Transformation zu seinem Volk zurück und übte seine neuen Kräfte aus. Um den Hunger zu lindern, verwandelte er einige Bisonknochen zu frischem Fleisch und unterrichtete seine Stammesgenossen, wie man Geister besänftigt. Dann sang er in einer Zeremonie der Schamanen die vier Pfeillieder. Die Büffel kamen zurück und die Cheyenne mussten nie mehr Hunger leiden.

Lit.: Jones, David M.: Die Mythologie der Neuen Welt: die Enzyklopädie über Götter, Geister und mythische Stätten in Nord-, Meso- und Südamerika. Reichelsheim: Edition XXV, 2001.
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