Animalismus

A. (lat. animal, Tier), Tierverehrung, Bezeichnung für die in Jägerkulturen herrschende Vorstellung, dass Tiere beseelt und menschenähnlich oder sogar übermenschlich mächtig seien. Die furchterregende Fremdartigkeit etwa der Schlange, die Überlegenheit hinsichtlich Schnelligkeit, Stärke und Fruchtbarkeit (Stier, Kuh, Vogel), erwecken ein numinoses Erstaunen. Dies äußert sich in Vorstellungen vom Tier als Schutzgeist und zweitem Ich, dem tierischen > Alter Ego (von der Doppelseele, die in einem menschlichen Individuum und in einer Tiergestalt anwesend ist), im Glauben an die Wiedergeburt im Tier, in bestimmten Praktiken, wie der Bitte um Versöhnung mit dem getöteten Tier, im Wahrsagen aus Tierknochen, in den zahlreichen Formen der > Jagdmagie und vor allem in Tierpantomimen. Häufig erfolgt auch eine „Bestattung“ von Körperteilen der erlegten Tiere, um die Wiederbelebung und Erhaltung des Wildes zu sichern. Der A. findet sich daher vor allem bei Hirten- und Jägerkulturen, in Ägypten oder im Hinduismus und gilt als Vorläufer des > Totemismus.
Diese Vielfalt der Tierverehrung insbesondere als Schutzgeist findet heute im Maskottchen ihren magischen Niederschlag.

Lit.: Hopfner, Theodor: Der Tierkult der alten Ägypter nach den griechisch-römischen Berichten und den wichtigeren Denkmälern. Wien: Hölder, 1913; Aram, Kurt: Magie und Zauberei in der alten Welt. Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft GmbH, 1927; Zerries, Otto: Wild- und Buschgeister in Südamerika: eine Untersuchung jägerzeitlicher Phänomene im Kulturbild südamerikanischer Indianer. Wiesbaden: Steiner, 1954.
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