Anima

A. (griech. anemos, Hauch, Wind), ursprüngliche Bezeichnung von „Atem“, im Unterschied zu spiritus, dem „Atemzug“. Bis in die römische Kaiserzeit wurde A. streng von > Animus, dem eigenständigen Leben und Wirken des Menschen, getrennt.
In der scholastischen Philosophie des Mittelalters, insbesondere bei Thomas von Aquin, bekommt die Seele in Anlehnung an Aristoteles die Bedeutung einer forma corporis, einer Gestaltungskraft des Körpers, und folgende Gliederung: anima vegetativa, Pflanzenseele, insoweit sie die Körperfunktionen regelt; anima sensitiva, die empfindende, wahrnehmende Seele, die Tierseele; anima rationalis, die Geistseele, die Seele des Menschen, die unkörperlich ist und daher den Tod des Körpers überdauert.

Lit.: Scheffczyk, Leo: „Unsterblichkeit“ bei Thomas von Aquin auf dem Hintergrund der neueren Diskussion: vorgetragen am 9. Dezember 1988. Bayer. Akad. d. Wiss. München: Beck, 1989; Jüttemann, Gerd/Sonntag, Michael/Wulf, Christoph (Hg.): Die Seele: ihre Geschichte im Abendland. Weinheim: Psychologie Verlags Union, 1991; Schulze, Markus: Leibhaft und unsterblich: zur Schau der Seele in der Anthropologie und Theologie des hl. Thomas von Aquin. Freiburg, CH: Univ.-Verl., 1992; Aristoteles: Von der Seele. [Aus dem Altgriech. übers. von Olof Gigon]. München: Dt. Taschenbuch-Verl., 1996.
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