Anekdote

A. (griech.), gehört neben Mythos, Märchen, Sage, Legende und Novelle zur Gattung der poetischen Erzählung; die A. ist auch die übliche Berichtform für ältere paranormologische Fälle. Es handelt sich dabei meist um eine kurze in sich geschlossene Erzählung, in deren Mittelpunkt eine bestimmte bedeutende Gestalt oder ein außergewöhnliches Ereignis stehen. Dabei ist wichtig, dass die Hauptperson bzw. das Hauptereignis, die nicht historisch zu sein brauchen, plastisch beschrieben werden. So unterbrach z.B. die griechische Philosophin Sosipatra einen Vortrag, um den Unfall eines Verwandten, der sich zur gleichen Zeit an einem anderen Ort zutrug, zu schildern. Augustinus berichtet, einer seiner Schüler habe dem karthagischen Wahrsager Albiverius die Aufgabe gestellt, wiederzugeben, woran er (der Schüler) gerade denke; richtig zitierte der Sensitive einen Vers des Virgil.
Konkrete Einzelheiten werden nicht aus Interesse an den konkreten Umständen genannt, sondern aus Freude am Erzählen und zur Weckung erhöhter Aufmerksamkeit bei gleichzeitigem Empfinden des eigenen Herausragens durch die besondere Mitteilung, ohne damit für den Inhalt verantwortlich zu zeichnen, da es eben nur eine Anekdote ist.

Lit.: Thouless, Robert Henry: From anecdote to experiment in psychical research. London: Routledge and K. Paul, 1972; Cum grano salis = Witz und Wahrheit in der Anekdote/bearb. von Maria Ausserhofer und Martina Adami. Bamberg: Buchner, 1998.
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