Anamnese

A. (griech. anamnesis, Erinnerung), in der Psychodiagnostik Darstellung der Vorgeschichte einschließlich der Beschreibung der aktuellen Situation und das Sammeln, Ordnen sowie diagnostische Verarbeiten der Informationen.
In der Philosophie Wiedererinnerung an Ideen, von denen die „Seele“ im Zustand ihrer Präexistenz (nach Platon) erfahren haben soll.
Biblisch ist die Anamnese nach dem AT ein Erinnern der israelischen Ursprungsgeschichte und deren historischer Heilsereignisse in Vergangenheit und Gegenwart mit Blick auf die Zukunft. Im NT versteht sich die gesamte Evangelientradition als A. der Christusoffenbarung. Theologisch ist A. das Vergegenwärtigen des Heilswirkens Christi in der Geschichte und Gegenwart der Kirche wie im Leben von Einzelpersonen als Wegweisung für die Zukunft.
In den Theorien der > Reinkarnation bezeichnet A. das Erinnern früherer Existenzen.

Lit.: Schottroff, Willy: Gedenken im Alten Orient und im Alten Testament: Die Wurzel zakar im semit. Sprachkreis. 2., erw. Aufl. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verl, 1967; Metz, Johann Baptist: Glaube in Geschichte und Gesellschaft: Studien zu einer praktischen Fundamentaltheologie. 5. Aufl., Nachdr. der 4. Aufl. 1984/mit einem neuen Vorw. des Autors. Mainz: Matthias-Grünewald-Verl, 1992; Osten, Peter: Die Anamnese in der Psychotherapie: klinische Entwicklungspsychologie in der Praxis. 2., völlig neu bearb. und erw. Aufl. München u.a.: Reinhardt, 2000; Dahmer, Jürgen: Anamnese und Befund: die ärztliche Untersuchung als Grundlage klinischer Diagnostik; 10 Tabellen. Unter inhaltlicher und redaktioneller Mitarb. von Matthias Krüger. 9., völlig überarb. und erw. Aufl. Stuttgart u.a.: Thieme, 2002.
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