Ammoniten

Fossile Überreste von schalentragenden Tintenfischen, den Cephalopoda, die mit ihren planspiralig aufgerollten, gleichmäßig gekammerten Gehäusen häufig dem heute noch lebenden Nautilus ähneln. A. entstanden im Erdaltertum, hatten ihre Blütezeit im Jura und starben wie die Dinosaurier am Ende der Kreidezeit aus. Plinius zählt sie zu den heiligsten Steinen Äthiopiens und berichtet von ihrer Kraft, weissagende Träume zu bewirken (Plinius, XXXVII). Seit seiner Beschreibung der, wie man vermutete, A. als Bilder von Widderhörnern ist die Bezeichnung > Ammonshörner für A. geläufig.
Der ägyptische Gott > Amun, der in der griechischen und römischen Literatur „Ammon“ genannt wird und > Zeus bzw. > Jupiter, dem Gott der Weissagung, gleichbedeutend ist, wird mit A. in Verbindung gebracht. Man verehrte den Gott an verschiedenen Orakelstätten, so etwa in > Siwa, das mit > Delphi und > Dodona zu den wichtigsten Orakelorten des Altertums gehörte. Ammonium nannten die Griechen die libysche Wüste, in der sich das Orakel von Siwa befand, und Rätsch vermutet, dass es sich bei dem Steinfetisch im Innern des Orakeltempels um A. gehandelt haben könnte.

Traditionen, die A. als magische Steine anwenden, sind weltweit verbreitet. Den A. wird in Mitteleuropa, England, Nordamerika, Neuguinea, Japan und im Himalaja spirituelle Kraft zugesprochen. In der Fränkischen und Schwäbischen Alb befinden sich A. als Glücksbringer in Hausmauern, während sie im Breisgau im Dachgebälk Blitze abhalten sollen.
Die magische Faszination der A. beruht sicher wesentlich auf ihrer Spiralform, ihrer Strukturiertheit und auf Entwicklung weisenden Ordnung. Nach Rätsch zeigt sie „den Weg aus dem Nichts in die Ewigkeit” (Rätsch, 36).

Lit.: Plinius, C. Secundus: Naturalis historiae libri XXXVII. Hg. v. Lud. Jan und Carol. Mayhoff. Lipsiae, 1892-1898; Rätsch, Christian/Guhr, Andreas: Lexikon der Zaubersteine aus ethnologischer Sicht. Graz: ADEVA, 1989.
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