Alter Ego

Lat. alter, anderer, und ego, Ich, die lateinische Bezeichnung für das „andere Ich“ steht ganz allgemein für die Vertretung einer Person. Paranormologisch versteht man unter A. E. den Doppelgänger, der mit seinem Träger magisch verbunden ist, und den Schutzgeist. Durch Sokrates und die platonische Schule kam der Glaube auf, dass jedem Menschen von Geburt an ein Dämon beigegeben wird, der ihn von da ab schützt und moralisch leitet. Da man die Dämonen in gute und böse einteilte, schrieb man dem Menschen einen guten und einen bösen Dämon zu. Das Eingreifen eines solchen Geistes bei Sokrates wird von Plutarch (45-120) und Apuleius (125-180) beschrieben. Die Botschaft des Schutzgeistes ist eine innere Stimme, die im „Getöse der Leidenschaften“ im täglichen Leben nur zu leicht übertönt wird.
In der christlichen Lehre wird der gute Schutzgeist zum > Schutzengel.

Bei Naturvölkern kann diese Schutzfunktion aufgrund der starken Verbundenheit und Schicksalsgemeinschaft auch auf Tiere, Pflanzen und Umgebung, wie Felsen und Hügel, übertragen werden, die dann als ein zweites Ich tabu sind.
Heute wird im Kindesalter vor allem das Kuscheltier und bei den Erwachsenen die Maske im Fasching zum A. E. In der Psychologie kann man bei S. Freud das Es und bei C.G. Jung den „Schatten“ als A. E. sowie anima bzw. animus als Teil-A. E. bezeichnen.

Lit.: Menninger-Lerchenthal, E.: Der eigene Doppelgänger. Bern: Hans Huber, 1946; Meyer-Matheis, Vera: Die Vorstellung eines Alter ego in Volkserzählungen. Freiburg i.Br.: Univ., Philos. Fak., Diss. 1974; Neumann, Wolfgang: Der Mensch und sein Doppelgänger: Alter ego-Vorstellungen in Mesoamerika u. im Sufismus d. Ibn Arabi. Wiesbaden: Steiner, 1981; Alter ego: Fasching im Altersheim; Erika Kiechle-Klemt, Photographien. München: Stadtarchiv, 1990; Apuleius, Madaurensis: De deo Socratis/Der Schutzgeist des Sokrates. Übers., eingeleitet und mit Anm. versehen von Michael Bingenheimer. Frankfurt/M.: Haag und Herchen, 1993.
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