Alphabet

Die überlieferte Reihenfolge unserer Lautzeichen wird nach den ersten beiden griechischen Buchstaben Alpha und Beta benannt. Die Geschichte des Alphabets ist vielschichtig und im Einzelnen umstritten. Während es manche unabhängige Bilderschriften gibt, ist die Buchstabenschrift die einmalige Erfindung der Phönizier. Bis zum 1. Jh. v. Chr. bestand das A. aus 21 Buchstaben: A B C D E F G H I K L M N O P Q R S T V X. Im 1. Jh. v. Ch. kamen dann die Zeichen Y und Z hinzu, die man zur Umschrift griechischer Begriffe in die lateinische Sprache benötigte. Durch die Unterscheidung von I und J, U und V, W im Mittelalter kam das lateinische Alphabet auf 26 Buchstaben, die im Deutschen durch die diakritischen Zeichen Ä, Ö, Ü sowie das ß ergänzt wurden.
Aus einem lateinisch durchsetzten, nordetruskischen A., das über Chur in der Schweiz nordwärts drang, stammt wohl auch der größte Teil der germanischen > Runen.
Wie das gesprochene Wort besitzt auch das geschriebene Wort eine geheimnisvolle Macht, an der jeder Buchstabe seinen Anteil hat. Mittels Kenntnis und Anwendung bestimmter Buchstabenkombinationen (Zauberformeln) eröffnet sich ein unerschöpflicher Reichtum an Gestaltungs- und Erlebnismöglichkeiten, die über die Sachmitteilung weit hinausgehen und daher mit verschiedenen Bedeutungen in Verbindung gebracht werden.
In Judentum, Christentum, Islam und anderen Religionen und religiösen Gruppierungen spricht man von „heiliger Schrift“. Die > Kabbala entwickelte sogar spezielle Umgangsformen mit dem A., etwa beim Gebrauch von Gottesnamen sowie in der mystischen Bibelexegese. Durch Umstellungen, Rückwärts- und Vorwärtslesen, Verbinden und Auslassen von Buchstaben entstanden unzählige Deutungen und Bedeutungen. Schließlich eröffnete die Bezeichnung der Zahlen mit Buchstaben ein Feld weiterer Deutungen und Spekulationen. > Alphabet-und Buchstabenmystik, > Gematrie, > Magische Alphabete, > Notarikon, > Schrift, > Themurah.

Lit.: Bertholet, Alfred: Die Macht der Schrift in Glauben und Aberglauben. Berlin: Akademie-Verl, 1949; Winkelmann, Joachim: Tarot der Eingeweihten/Geleitwort von Court de Gebelin. 2., stark erw. Aufl. von Tarot: der uralte Schlüssel Salomonis zur Erforschung und Meisterung Deines Schicksals. Berlin: Schikowski, 1954; Das Alphabet: Entstehung und Entwicklung der griechischen Schrift/hrsg. von Gerhard Pfohl. Darmstadt: Wiss. Buchges, 1968; Dornseiff, Franz: Das Alphabet in Mystik und Magie. Wiesbaden: Fourier, 1988; Blamires, Steve: Baum-Magie mit dem keltischen Ogham-Alphabet. Aus dem Amerikan. von Gabriele Broszat. München: Heyne, 2003.

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